Oskar Maria Graf

Zur Person: Oskar Maria Graf
Oskar Maria Graf, fotografiert von Eric Schaal, 1940
Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Eric Schaal, EB 2003/051, © Weidle Verlag, Bonn

Oskar Maria Graf

Schließlich kann ein Schriftsteller wohl von Land zu Land emigrieren, er kann aber nicht aus seiner Sprache und aus seinem Geist emigrieren, das ist der Kernpunkt, den die meisten nicht erkennen.

Oskar Maria Graf an Siegfried Bernstein, 18. Dezember 1940

Geborenam 22. Juli 1894 in Berg am Starnberger See, Deutschland
Gestorbenam 28. Juni 1967 in New York, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
ExilÖsterreich, Tschechoslowakei, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
BerufSchriftsteller

Am Anfang von Oskar Maria Grafs Exil steht als Markstein sein wütender Protest „Verbrennt mich!“ gegen die Bücherverbrennungen vom 10. Mai 1933. Doch begann das Exil für Graf bereits mit dem Reichstagsbrand am 27. Februar. Graf befand sich zu diesem Zeitpunkt in Wien und kehrte nicht mehr nach Deutschland zurück.

Die ersten Jahre nach 1933 waren von einer großen politischen, publizistischen und literarischen Aktivität geprägt. Graf engagierte sich für eine unideologische, überparteiliche Einigung der politischen Richtungen des Exils, vor allem der sozialistischen und kommunistischen Opposition im Sinne der Volksfront. Nach der Niederschlagung der sozialdemokratischen Arbeiter bei den Februarkämpfen in Wien floh Graf am 16. Februar 1934 vor einer drohenden Abschiebung nach Brünn. Dort lebte er bis zu seiner Übersiedelung in die USA im Jahr 1938.

In New York bezog Oskar Maria Graf ein Appartement in der Hillside Avenue im Norden Manhattans, das er bis zu seinem Tod bewohnte. Er wurde Präsident der neu gegründeten German American Writers Association; doch als sich diese 1940 wegen eines politischen Zerwürfnisses nach nur zwei Jahren wieder auflöste, zog er sich vollständig aus dem literaturpolitischen Engagement zurück. Obwohl er mehrere Romane fertigstellte, litt er beim Schreiben zunehmend unter der exilbedingten Isolation. 1943 rief Graf einen wöchentlichen Stammtisch für Exilanten und Deutsch-Amerikaner ins Leben, der noch bis vor wenigen Jahren Bestand hatte. Graf schuf ein Stück Heimat in der Fremde. Erst 1958 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Sein Status als Staatenloser hatte ihm bis zu diesem Zeitpunkt Reisen nach Europa unmöglich gemacht.

Auswahl wichtiger Werke:
Wir sind Gefangene. Ein Bekenntnis aus diesem Jahrzehnt (Autobiographie, 1927)
Bolwieser. Roman eines Ehemanns (Roman, 1931)
Anton Sittinger (Roman, 1937)
The Life of My Mother / Das Leben meiner Mutter (Roman, 1940/1946)
Unruhe um einen Friedfertigen (Roman, 1947)

Weiterführende Literatur:
Bauer, Gerhard: Gefangenschaft und Lebenslust. Oskar Maria Graf in seiner Zeit. München: Süddeutscher Verlag 1987
Bauer, Gerhard E. / Pfanner, Helmut F. (Hrsg.): Oskar Maria Graf in seinen Briefen. München: Süddeutscher Verlag 1984
Bollenbeck, Georg: Oskar Maria Graf mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt Verlag 1985
Recknagel, Rudolf: Ein Bayer in Amerika. 3. Auflage. Berlin: Verlag der Nation 1984
Schoeller, Wilfried F.: Odyssee eines Einzelgängers. Texte, Bilder, Dokumente. Frankfurt am Main: Büchergilde Gutenberg 1994

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