Valeska Gert(Gertrud Valeska Samosch)
Valeska Gert(Gertrud Valeska Samosch)
Tanzte Valeska Gert? Daß sie es kann, steht außer allem Zweifel. Daß sie viel mehr kann, auch. Sie benutzt die Technik – wie sich’s gehört – als reale Unterlage der Phantasie. Nein, sie tanzte nicht nur. Sie schüttete ein Füllhorn voll Menschen vors Parkett: Japaner und Seiltänzer und Jongleure und Zirkusreiterinnen und Ringkämpfer und Kuppelmütter und Spanierinnen und wer weiß wen noch alles. […] Eine dolle Nummer, eine hervorragende Tänzerin, eine außerordentliche Frau.
Kurt Tucholsky, Valeska Gert, in Die Weltbühne, 17. Februar 1921
Geboren | am 11. Januar 1892 in Berlin, Deutschland |
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Gestorben | zwischen dem 15. und 18. März 1978 in Kampen, BRD |
Exil | Großbritannien (Vereinigtes Königreich), Vereinigte Staaten von Amerika (USA), Schweiz |
Remigration | Bundesrepublik Deutschland |
Beruf | Schauspielerin, Tänzerin |
Als Valeska Gert 1936 ins Exil nach London ging, sah sie auf eine beeindruckende Karriere zurück. Sie kam aus einer jüdischen Familie in Berlin, erhielt ihre Schauspielausbildung bei Maria Moissi, war am Deutschen Theater Berlin und an den Münchner Kammerspielen engagiert. Seit Anfang der 1920er-Jahre war sie mit Solonummern im Grotesktanz aufgetreten. Man hatte sie in Friedrich Hollaenders Bühne Schall und Rauch, in Werner Fincks Katakombe und im eigenen Kabarett Kohlkopp erleben können, bei Gastspielen von Paris bis Moskau.
1933 erhielt sie Auftrittsverbot. Ihr Ehemann trennte sich 1936 von ihr, der Engländer Robin Anderson half ihr durch Heirat, ins Exil zu gehen. 1938 erreichte sie die USA, wo sie sich mit Hilfe von Flüchtlingskomitees und als Modell einer Malschule durchschlug. Ab 1941 betrieb sie in New York ihr Kabarett Beggar Bar. Auch nach der Rückkehr nach Europa eröffnete sie Kabaretts: 1947 das Café Valeska und ihr Küchenpersonal in Zürich, 1950 in Berlin (West) Die Hexenküche, 1956 in Kampen den Ziegenstall. Mit Texten zur jüngsten Vergangenheit fand sie in der deutschen Nachkriegszeit wenig Publikum. In einem Lied klagte sie: „Kommt nicht zurück, wenn ihr schon mal verschollen.“ (Valeska Gert. Ein Leben in Tanz, Film und Kabarett, S. 52)
Sie hatte vor der Emigration in Filmen von Georg Wilhelm Pabst Die freudlose Gasse (1925), Tagebuch einer Verlorenen (1929), Die Dreigroschenoper (1931) gespielt, 1965 bis 1977 drehten mit ihr Federico Fellini, Rainer Werner Fassbinder und Volker Schlöndorff.
Weiterführende Literatur:
Gert, Valeska: Ich bin eine Hexe. Kaleidoskop meines Lebens. München: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. 1989
Schlöndorff, Volker: Nur zum Spaß, nur zum Spiel – Kaleidoskop Valeska Gert. Dokumentarfilm, 1977
Kotowski, Elke-Vera: Valeska Gert. Ein Leben in Tanz, Film und Kabarett. Berlin: Hentrich & Hentrich 2012, S. 52