Parastou Forouhar

Und genau darum geht es mir: Ein unbeteiligtes Dasein gibt es nicht auf dieser Erde.

Parastou Forouhar in einem Interview mit der Deutschen Welle, 2010

Geboren1962, Teheran, Iran
ExilBundesrepublik Deutschland
BerufKünstlerin, Grafikerin

Parastou Forouhar lebte bereits einige Jahre in Deutschland, als ihre Eltern Parvaneh und Dariush Forouhar, beide wichtige Stimmen der freiheitlichen, demokratischen Opposition im Iran, am 21. November 1998 von Angehörigen des iranischen Geheimdienstes in ihrem Wohnhaus ermordet wurden.

Forouhar hatte von 1984 bis 1990 an der Kunstakademie in Teheran studiert. Dort sei sie handwerklich sehr gut ausgebildet worden, „aber der Kerngedanke der Kunst, das freie Denken, war verboten“. Sie bewarb sich für ein Stipendium und zog mit ihren beiden kleinen Söhnen 1991 für ein Aufbaustudium an der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Offenbach am Main nach Deutschland. Das Studium schloss sie 1994 ab. Bei einem Besuch in Teheran im darauffolgenden Jahr erlebte sie die Schikanen des iranischen Regimes: Als sie mit ihren Söhnen zurück nach Deutschland reisen wollte, wurde ihr die Ausreise verweigert, ihre Reisepässe beschlagnahmt. Erst nach Wochen erhielten sie die Pässe zurück, mit einer einmaligen Ausreiseerlaubnis. Es war das letzte Mal, dass sie ihre Eltern gesehen hat.

Forouhars künstlerische Arbeiten nutzen unterschiedliche Medien: Zeichnung, Malerei, Fotografie, Videoinstallation und Animation. Viele ihrer Arbeiten sind multimediale Kunstwerke. Die politischen, religiösen und gesellschaftlichen Verhältnisse im Iran spielen in ihren Werken eine große Rolle. Auch der Mord an den Eltern ist zu einem wichtigen Bezugspunkt ihrer künstlerischen und politischen Arbeit geworden: Jedes Jahr im November reist Parastou Forouhar nach Teheran, um am Todestag ihrer Eltern mit Freund*innen und Weggefährt*innen der Eltern eine Gedenkveranstaltung abzuhalten. Jedes Jahr ist sie dabei den Schikanen und Repressalien des Regimes ausgesetzt.

Weiterführende Literatur:

Das Geheimnis des Schmetterlings. Iranische Künstlerin Parastou Forouhar. Porträtsendung des Bayerischen Rundfunks, 2012

Susanne Winder: Das Ornament als Denkfigur. Ornamentale Strukturen im künstlerischen Werk von Parastou Forouhar. Bielefeld 2021

Werner Meyer, Melanie Ardjah (Hg.): Parastou Forouhar, im Zeichen des Ornaments. Ausstellungskatalog Kunsthalle Göppingen. Göppingen 2018.

Ausgewählte Werke:

Papillon Collection I und II (2010-2015 und 2019-2023)

Written Room (Rauminstallationen, seit 1995)

Water Mark. A tribute to the drowning refugees (2015)

I Surrender (Rauminstallation, seit 2006)

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