Angelica Domröse
Ich konnte dieses Land nicht mehr ertragen, nicht seinen geistigen Kartoffelsuppengeruch, nicht seine kleinbürgerliche Selbstgerechtigkeit. Ich wollte raus. Bis jetzt hatten wir mit diesem Gedanken gespielt, wenn wir meinten, es nicht mehr aushalten zu können. Denn allein der Gedanke an diese Möglichkeit ließ freier atmen. Nun war es ernst, und wir erschraken selber, als wir es zum ersten Mal bemerkten.
Angelica Domröse, Ich fang mich selbst ein, 2003
Geboren | 4. April 1941 in Berlin, Deutschland |
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Exil | Bundesrepublik Deutschland |
Beruf | Schauspielerin |
Gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann Hilmar Thate zählte die Schauspielerin Angelica Domröse zum Kreis derjenigen Künstler, die als Folge ihres Protests gegen die 1976 erfolgte Ausbürgerung Wolf Biermanns die DDR verließen. Als sie 1980 – zuletzt zunehmend in ihrer Arbeit behindert – dauerhaft in die Bundesrepublik emigrierte, konnte sie auf eine beachtliche Karriere im ostdeutschen Theater und vor allem in den DEFA-Filmproduktionen zurückblicken: Spätestens seit der Hauptrolle in Heiner Carows Die Legende von Paul und Paula (1973) galt sie als eine der bekanntesten Schauspielerinnen der DDR. Unter Carows Regie spielte sie auch später – in Bis daß der Tod euch scheidet (1978) und Verfehlung (1991) – in Stoffen über problematische Beziehungen im sozialistischen Deutschland.
In der Bundesrepublik widmete sich Angelica Domröse vor allem ihren umfangreichen Theater-Engagements. Ihre ersten westdeutschen Fernsehrollen realisierte sie zunächst häufig mit anderen aus der DDR emigrierten Filmkünstlern, etwa Egon Günther und Frank Beyer. Im Jahr 2003 erschien Domröses Autobiografie Ich fang mich selbst ein, in der sie ihr Leben und ihre beiden Karrieren in Ost- und Westdeutschland rekapituliert. Über ihre Emigration sinnierte sie 2012 im Interview: „Ich hatte immer Angst, die nehmen mir den Pass weg. Ich hatte immer Angst, die überlegen es sich anders, und wir dürfen nicht umziehen. Es war ja auch Schikane, wie willst du dich gegen Schikane wehren. Aber daran haben wir lange geknabbert.“
Auswahl wichtiger Werke:
Verwirrung der Liebe (DDR 1959, Regie: Slátan Dudow)
Papas neue Freundin (DDR 1960, Regie: Georg Leopold)
Die Legende von Paul und Paula (DDR 1973, Regie: Heiner Carow)
Fraulein – Ein deutsches Melodram (BRD 1986, Regie: Michael Haneke)
Bis zum Horizont, dann links! (BRD 2012, Regie: Bernd Böhlich)
Weiterführende Literatur:
Blum, Frank: Angelica mit C. Die Schauspielerin Angelica Domröse. Frankfurt am Main / Bern / New York 1992
Domröse, Angelica: Ich fang mich selbst ein. Mein Leben. Bergisch Gladbach 2003
Funke, Christoph / Kranz, Dieter: Angelica Domröse. Berlin 1976