Paul Dessau
Paul Dessau
In Berlin war die ganze Atmosphäre schon vergiftet, die Nazis waren bereits da. Auf den Straßen erklang „Wenn das Judenblut vom Messer spritzt ...“ – dazu gehöre ich ja auch. Für uns war das Leben unerträglich geworden. Es war alarmierend!
Paul Dessau, Aus Gesprächen, 1974
Geboren | am 19. Dezember 1894 in Hamburg, Deutschland |
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Gestorben | am 28. Juni 1979 in Königs Wusterhausen, Deutschland |
Exil | Frankreich, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Remigration | Deutsche Demokratische Republik |
Beruf | Komponist, Dirigent |
Paul Dessau lebte seit Ende der 1920er Jahre in Berlin. Er arbeitete zunächst als Dirigent an der Städtischen Oper Berlin, die unter der Leitung des Generalmusikdirektors Bruno Walter stand. Dessau war jedoch kein Freund des Opernbetriebs, vielmehr drängte es ihn zu eigenen Kompositionen, und diese Begabung konnte er beim Film ausleben. Berlin war die deutsche Filmmetropole und bot Komponisten attraktive Projekte: Dessau wirkte zwischen 1929 und 1933 als Komponist und Dirigent an insgesamt 17 Tonfilmen mit. Später, im französischen und amerikanischen Exil, wurde der Film erneut eine wichtige Einnahmequelle für ihn.
Dessaus erste Station im Exil war für sechs Jahre Frankreich: zunächst Paris, dann wechselnde Vororte von Paris. 1939 emigrierte der Komponist mit Hilfe eines ebenfalls im Exil lebenden Cousins in die USA. Er ließ sich in New York nieder, wo er an einem New Yorker Kinderheim Musik unterrichtete und für kurze Zeit auf einer Hühnerfarm arbeitete.
1943 zog Dessau nach Los Angeles, auch in der Hoffnung, durch die Nähe zu Hollywood weitere Aufträge für Filmmusiken zu bekommen. Er schrieb in der Folgezeit für eine große Zahl von Hollywood-Produktionen die Musik und hatte oft auch die musikalische Leitung für die Einspielung. Er konnte damit an seine Erfahrungen und Erfolge aus der Berliner Zeit anknüpfen.
1948 kehrte Dessau nach Deutschland zurück. Er entschied sich für die sowjetisch besetzte Zone, die spätere DDR, und ließ sich in Ost-Berlin nieder. Hier setzte er seine Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht fort und war maßgeblich am Aufbau des Kulturlebens der DDR beteiligt.
Auswahl wichtiger Werke:
Erstes Streichquartett (1932)
Haggada (Oratorium, Regie Helmar Lerski, 1936)
Awodah (Filmmusik, Regie Helmar Lerski, 1935)
Adamah (Filmmusik, 1947)
Deutsches Miserere (gemeinsam mit Bertolt Brecht, 1943-1944)
Einstein (Oper, 1969-1972)
Mutter Courage und ihre Kinder (Schauspielmusik, gemeinsam mit Bertolt Brecht, 1946-1949)
Der gute Mensch von Sezuan (Schauspielmusik, gemeinsam mit Bertolt Brecht, 1947-1948)
Der kaukasische Kreidekreis (Schauspielmusik, gemeinsam mit Bertolt Brecht, 1953-1954)
Weiterführende Literatur:
Dessau, Paul: Aus Gesprächen. Erschienen anlässlich des 80. Geburtstags von Paul Dessau. Leipzig: Deutscher Verlag für Musik, VEB 1974
Dessau, Paul: Dokumente zu Leben und Werk. Zusammengestellt von kommentiert von Daniela Reinhold. Stiftung Archiv der Akademie der Künste. Berlin: Henschel Verlag 1995
Reinhold, Daniela: Paul Dessau. In: Lexikon verfolgter Musikerinnen und Musiker der NS-Zeit, hg. von Maurer Zenck, Claudia / Petersen, Peter, unter Mitarbeit von Fetthauer, Sophie. Universität Hamburg, seit 2005 http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00001411