Paul Celan(Paul Antschel, Paul Ancel)

Porträt: Paul Celan
Paul Celan, Porträtfotografie von Gisèle Celan-Lestrange, 1959
© Giséle Celan-Lestrange / S. Fischer Verlag GmbH

Paul Celan(Paul Antschel, Paul Ancel)

Wenn es etwas gibt, was dieser Aufenthalt mich einmal mehr gelehrt hat, so ist es dies: die Sprache, mit der ich meine Gedichte mache, hat in nichts etwas mit der zu tun, die hier oder anderswo gesprochen wird [...]. Wenn es noch Quellen gibt, aus denen neue Gedichte (oder Prosa) hervorsprudeln könnten, so werde ich sie nur in mir selber finden und nicht etwa in den Gesprächen, die ich in Deutschland mit Deutschen auf Deutsch führen könnte. Dieses Land, ich mag es überhaupt nicht.

Paul Celan in einem Brief an seine Frau Gisèle Celan-Lestrange 26. September 1955

Geborengeboren am 23. November 1920 in Czernowitz, Rumänien, heute Ukraine
Gestorbengestorben am 20. April 1970 in Paris, Frankreich
ExilFrankreich
BerufSchriftsteller

Paul Celan wuchs in einer deutschsprachigen jüdischen Familie im rumänischen Czernowitz auf. Seine Kindheit in der Region Bukowina war geprägt von einem multikulturellen Vielvölkerstaat. Der spätere Künstlername Celan ist ein rumänisiertes Anagramm seines eigentlichen Nachnamen Antschel.
Im Sommer 1940 wurde der nördliche Teil der Bukowina, und damit auch Celans Heimatstadt, von der Sowjetunion besetzt. Der südliche Teil der Bukowina blieb unter rumänischer Kontrolle. 1941 geriet der sowjetisch besetzte Teil der Bukowina nach Angriffen der deutschen und rumänischen Truppen unter nationalsozialistische Herrschaft. In Czernowitz wurden die Juden daraufhin in ein Ghetto gezwungen. Celans Eltern wurden später in ein Lager in Transnistrien deportiert, Celans Vater starb an Typhus, seine Mutter wurde erschossen. Celan selbst musste von 1942 bis 1944 Zwangsarbeit im Straßenbau im Süden der heutigen Republik Moldau leisten.

Nach der Befreiung von Czernowitz 1944 kehrte er dorthin zurück, zog 1945 nach Bukarest und floh 1947 vor den Kommunisten über Ungarn nach Wien und später nach Paris, wo er bis zu seinem Tod blieb.
Die Ermordung der Eltern, die Furcht vor der kommunistischen Diktatur und die Zerstörung der jüdischen Kultur in der Bukowina hatten den heimatlos gewordenen Celan zur Flucht veranlasst. In seinen Texten bearbeitete er immer wieder das Motiv der Fremde, mehrfache Grenzübertritte und die dauerhafte Erfahrung des Exils.

Als deutschsprachiger Autor und Übersetzer fanden Celans Texte in der Literaturszene der Bundesrepublik zunächst nur wenig Resonanz: Den Schriftstellerkollegen der Gruppe 47, zu deren Lesung er 1952 auf Veranlassung seiner zeitweiligen Lebensgefährtin Ingeborg Bachmann eingeladen wurde, galt die Sprache seiner Lyrik als zu pathetisch, zum Teil wurde er bei seinen Lesungen diffamiert, auch sein bekanntestes Gedicht Todesfuge – eine Auseinandersetzung mit dem Mord an den europäischen Juden – fand keine Zustimmung.

Dennoch erreichte Celan 1952 mit der Veröffentlichung des Gedichtbandes Mohn und Gedächtnis Aufmerksamkeit in der BRD. Er erhielt mehrere bedeutende Literaturpreise, unter anderem 1960 den Georg-Büchner-Preis. Seit 1955 französischer Staatsbürger, reiste er 1969 zum ersten und einzigen Mal nach Jerusalem und verarbeitete die daraus gewonnenen Eindrücke in seinem posthum erschienenen Gedichtband Zeitgehöft (1976). 1970 nahm sich Paul Celan in Paris das Leben.

Auswahl wichtiger Werke:
Der Sand aus den Urnen (Gedichte, 1948)
Mohn und Gedächtnis (Gedichte, 1952)
Von Schwelle zu Schwelle (Gedichte, 1955)
Sprachgitter (Gedichte, 1959)
Atemwende (Gedichte, 1967)

Weiterführende Literatur:
Emmerich, Wolfgang: Paul Celan. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1999
Felstiner, John: Paul Celan: Eine Biographie. München: C.H. Beck 2. Auflage 2010
Hurna, Myron: Einführung in die Lyrik und Poetik Paul Celans. Oberhausen: Athena 2011
May, Markus / Goßens, Peter / Lehmann, Jürgen (Hg.): Celan-Handbuch. Leben, Werk, Wirkung. Stuttgart: J. B. Metzler 2. Auflage 2012

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