Marte Brill(geb. Martha Leiser, Marthe/Martha Brill)
Marte Brill(geb. Martha Leiser, Marthe/Martha Brill)
Ich bin Europäer und Weltbürger jüdischer Abstammung. Ich bin auf diese jüdische Abstammung stolz wie jemand auf einen Adel stolz ist.
Tagebucheintrag von Marte Brill, 7. Mai 1938
Geboren | am 5. September 1894 in Köln |
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Gestorben | am 20. Oktober 1969 in São Paulo, Brasilien |
Exil | Spanien, Italien, Brasilien |
Beruf | Schriftstellerin, Journalistin |
Unmittelbar nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde die Schriftstellerin und Journalistin Marte Brill beim Hamburger Rundfunk entlassen. Eine Reise nach Mallorca im März 1933 wurde zur ersten Station ihres Exils. Da es dort jedoch unmöglich war, den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter zu sichern, emigrierte Brill im September 1933 zunächst nach Italien weiter und im April 1934 nach Brasilien.
Nach kurzem Aufenthalt in Rio de Janeiro ließ Marte Brill sich in São Paulo nieder. Dort nahm sie eine Stelle als Sekretärin bei einer Hilfsorganisation für Geflüchtete an. Sie arbeitete unter anderem auch als Büro- und Verwaltungsmitarbeiterin. Ihre Tochter Alice beendete schließlich vorzeitig die Schulausbildung, um ihrer Mutter die Arbeit an einem geplanten autobiografischen Roman (Der Schmelztiegel) zu ermöglichen. 1938 beabsichtigte Brill, sich mit dem Manuskript am literarischen Wettbewerb der American Guild for German Cultural Freedom zu beteiligten, doch der Roman war noch nicht weit genug fortgeschritten. Trotz eines Unterstützungsbriefs von Thomas Mann, fand sie auch nach der Fertigstellung 1941 keine Veröffentlichungsmöglichkeit. Der Roman konnte erst 2002 erscheinen.
Im Rahmen ihrer breiten kulturellen und politischen Interessen begann Brill nach Kriegsende damit, Werke zeitgenössischer brasilianischer Theaterautor*innen ins Deutsche zu übersetzen. 1949 wurde sie in Brasilien eingebürgert. Eine Remigration zog sie nicht in Betracht, sondern kehrte nur besuchsweise wieder nach Deutschland zurück.
Auswahl wichtiger Werke:
Der Schmelztiegel (Roman, 2002)
Weiterführende Literatur:
Marlen Eckl: „Das Paradies ist überall verloren“. Das Brasilienbild von Flüchtlingen des Nationalsozialismus, Frankfurt/Madrid: Vervuert/Iberoamericana, 2010