Rainer Bonar( Rainer Lietzke)

Fotografie: Rainer Bonar, Selbstporträt
Rainer Bonar: Selbstporträt (undatiert)
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Rainer Bonar( Rainer Lietzke)

Geborenam 29. Februar 1956 in Berlin, Deutsche Demokratische Republik
Gestorbenam 27. November 1996 in Berlin, Bundesrepublik Deutschland
ExilBundesrepublik Deutschland
BerufMaler, Grafiker

Rainer Bonar (eigentlich Rainer Lietzke) eckte häufig an, absichtlich. Zum ersten Mal verhafteten ihn die DDR-Behörden 1973, als er sein Triptychon Schießbefehl malte. Vor dem Eintreffen der Stasi verbrannte er das Werk, dennoch wurde er verhört und zwei Tage lang in Untersuchungshaft gehalten. Ab 1973 nahm Bonar ein Abendstudium an der Kunsthochschule Weißensee auf, das er von 1975 bis 1976 für den Militärdienst unterbrechen musste. Auch beim Militär malte er, vermeintlich unentdeckt. Doch die Bilder, die Bonar und sein Freund Gerd Sonntag schufen, standen nicht im Einklang mit der offiziellen Kunstpolitik der DDR. Die Militärführung ließ die Bilder vernichten, Bonar wurde zum zweiten Mal verhaftet. „Sie sind ein Geschwür am Arsch der Republik“, gab ihm ein Militäroberst mit.

1976 wurde Bonar unehrenhaft aus der Armee entlassen. Er setzte sein Abendstudium in Berlin fort und arbeitete nebenbei als Maler an der Staatsoper. Für eine Ausstellung in der Kunsthochschule Weißensee 1977 malte Bonar den Musiker und Schriftsteller Wolf Biermann als heldenhaften, toten Soldaten, kurz nach dessen Ausbürgerung. Als direkte Folge hieraus durfte Bonar sein Studium nicht fortsetzen. Nach mehreren Ausreiseanträgen konnte er 1981 schließlich in die Bundesrepublik ausreisen und änderte seinen Namen offiziell in Rainer Bonar. Auch in West-Berlin blieb Bonar sich treu: Er regte politische Diskussionen vor allem im Bundesverband Bildender Künstler an und kämpfte gegen die Verharmlosung des DDR-Regimes. Insbesondere nach der Wiedervereinigung setzte er diesen Kampf bis zu seinem Freitod 1996 fort, indem er Täter benannte und stetig daran erinnerte, dass die Opfer unter der DDR-Diktatur gelitten hatten.

Weiterführende Literatur:
Schmidt, Werner (Hg.): Ausgebürgert. Künstler aus der DDR und aus dem Sowjetischen Sektor Berlins 1949-1989. Berlin: Argon 1990

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