Ilse Bing, Fotografin
Ilse Bing: Selbstporträt mit Leica, Paris (?), 1931 (Abzug des Originals 1989)
Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2006/98/0, Ankauf © Estate of Ilse Bing

Ilse Bing

Ich wünsche es niemandem, aber im Endergebnis habe ich gewonnen. Ich habe viel Materielles verloren, aber menschlich bin ich gewachsen.

Ilse Bing über ihre Erfahrung der Internierung und Verfolgung in Frankreich nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht 1940, in einem Interview aus dem Jahr 1989

Geborenam 23. März 1899 in Frankfurt am Main
Gestorbenam 30. März 1998 in New York, USA
ExilFrankreich, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
BerufFotografin

Ilse Bing fand als Studentin der Kunstgeschichte zur Fotografie. Zu ihren ersten Werken zählen Aufnahmen der avantgardistischen Bauten des Städtebauprogramms Das Neuen Frankfurt, das von dem Architekten Ernst May ab Mitte der 1920er Jahre in Frankfurt am Main geleitet wurde.

1930 zog Bing nach Paris, um als Fotografin zu arbeiten. Mit ihren experimentierfreudigen Straßenszenen und Modefotografien konnte sie sich schnell etablieren. Sie veröffentlichte in der deutschen und französischen Presse sowie in US-amerikanischen Blättern wie Vogue und Harper’s Bazar. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 lehnte Bing alle Anfragen deutscher Zeitungen ab. Zeitweilig musste sie Nachhilfestunden geben, um die finanziellen Einbußen auszugleichen.

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden Ilse Bing und ihr Ehemann, der Pianist Konrad Wolff, mehrere Wochen als „feindliche Ausländer“ interniert. Nach ihrer Entlassung ließen sie sich in der unbesetzten Zone Frankreichs nieder, wo sie als Jüdin und Jude jedoch weiterhin von der Verfolgung durch die Deutschen bedroht waren. Mit der Unterstützung des Emergency Rescue Committee (ERC) gelangten sie im Juni 1941 in die USA. Bing verlor durch diese erzwungene Weiteremigration einen Großteil ihrer Werke.

In New York fand die Künstlerin auf Dauer keine Inspiration mehr für ihre weitere Entwicklung als Fotografien. Ende der 1950er Jahre gab sie die Fotografie zugunsten der Malerei und Literatur auf. Ihr fotografisches Werk wurde ab Mitte der 1980er Jahre wiederentdeckt und international gewürdigt.

Weiterführende Literatur:
Jüdische Portraits. Photographien und Interviews von Herlinde Koelbl, Frankfurt am Main: S. Fischer, 2010, S. 25-28.
Unda Hörner: Scharfsichtige Frauen. Fotografinnen der 20er und 30er Jahre in Paris, Berlin: Edition Ebersbach, 2010

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