Wolf Biermann

Porträt: Wolf Biermann
Wolf Biermann bei seinem ersten Konzert in der DDR nach seiner 1976 erfolgten Ausbürgerung, 1. Dezember 1989
Bundesarchiv, Bild 183-1989-1201-046, fotografiert von: Waltraud Grubitzsch (geb. Raphael)

Wolf Biermann

Ja ja, das Bitterwort Exil. Es klingt nach Wehleidigkeit und Aufschneiderei. Wie kann man von Exil sprechen, wenn einer bloß von Deutschland nach Deutschland gejagt wurde, man behält immerhin seine liebe deutsche Sprache. […] Wer aber von Ost nach West geht, der muß eine grundsätzlich anders verfaßte Gesellschaft lernen. Er wechselt nicht nur die Länder, sondern Welten.

Wolf Biermann, Reden über das eigene Land: Deutschland, 1987

Geborenam 15. November 1936 in Hamburg
ExilBundesrepublik Deutschland
BerufMusiker, Schriftsteller

Wolf Biermann siedelte bereits als Jugendlicher auf eigenen Wunsch in die DDR über und begann ab den frühen 1960er Jahren, Lieder und Gedichte zu schreiben, die sich auch kritisch mit der politischen und gesellschaftlichen Situation im sozialistischen Ostdeutschland befassten. Aus diesem Grund fand sich der Künstler zunehmend behördlichen Restriktionen ausgesetzt. 1963 wurde erstmals ein vorübergehendes Auftrittsverbot gegen ihn verhängt, nach der Veröffentlichung des Lyrikbandes Die Drahtharfe (1965) durfte Biermann ab Dezember 1965 weder öffentlich auftreten noch publizieren. 1968 veröffentlichte er seine erste Langspielplatte Chausseestraße 131 deshalb in der Bundesrepublik. Der Fall Biermann entwickelte sich zusehends zu einem Politikum, mit dem sich schließlich auch die oberste Staatsführung befasste.  

Nach einem öffentlich vielbeachteten Konzertauftritt des Künstlers in Köln erfolgte seine Ausbürgerung durch einen Beschluss des SED-Politbüros. Dieser Schritt führte zu weitreichenden Protesten zahlreicher Künstlerkollegen, von denen viele in der Folge ebenfalls die DDR verließen. Wolf Biermann, der sich bislang trotz aller Kritik als solidarischer Sozialist verstanden hatte, reagierte auf die Maßnahme bestürzt. Er ließ sich in seiner Geburtsstadt Hamburg nieder und veröffentlichte dort weiter Gedichte und Lieder, die sich immer wieder auch mit dem Thema der deutsch-deutschen Beziehungen auseinandersetzten. Nach dem Fall der Berliner Mauer reiste er am 1. Dezember 1989 erstmalig wieder in die DDR und gab dort am gleichen Tag ein Konzert in Leipzig. Biermann erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Fontane-Preis der Stadt Berlin (1969), den Georg-Büchner-Preis (1991) und das Große Bundesverdienstkreuz (2006).

Auswahl wichtiger Werke:
Die Drahtharfe (Balladen, Gedichte, Lieder, 1965)
Wolf Biermann (Ost) zu Gast bei Wolfgang Neuss (West) (Schallplatte, 1965)
Chausseestraße 131 (Schallplatte 1968)
Preußischer Ikarus (Lieder, Balladen, Gedichte, Prosa, 1978)
Affenfels und Barrikade (Gedichte, Lieder, Balladen, 1986)

Weiterführende Literatur:
Arnold, Heinz Ludwig (Hg.): Wolf Biermann. München: Edition Text und Kritik 2. Auflage 1980
Grünbaum, Robert: Wolf Biermann 1976: Die Ausbürgerung und ihre Folgen. Erfurt: Landeszentrale für politische Bildung Thüringen 2006
Mytzke, Andreas W. (Hg.): Biermann und die Folgen. Berlin: Verlag europäische Ideen 1977
Pleitgen, Fritz (Hg.): Die Ausbürgerung. Anfang vom Ende der DDR. Berlin: List 2006

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