Erich Arendt

Erich Arendt, Schriftsteller
Erich Arendt um 1948 in Bogotá, Kolumbien. Fotograf: N.N.
Akademie der Künste, Berlin, Erich-Arendt-Archiv, Nr. 1405/6

Erich Arendt

Als ich aus Deutschland floh – o schweres Fliehen! –
Flog wie verfolgt das Land am Zug vorbei.
Ein schmales Büchlein lag auf meinen Knieen,
und meine Lippen formten nur mit Mühen,
was sie sonst froh gestimmt: Dein Lied Tandaradei!

Erich Arendt, Walter von der Vogelweide, März 1933

Geborenam 15. April 1903 in Neuruppin, Deutschland
Gestorbenam 25. September 1984 in Wilhelmshorst bei Potsdam, Deutsche Demokratische Republik
ExilSchweiz, Spanien, Frankreich, Kolumbien
RemigrationDeutsche Demokratische Republik
BerufSchriftsteller

Erich Arendt hatte als Lehrer an einer Reformschule in Berlin-Neukölln, der heutigen Rütli-Schule, angefangen. 1926 erschienen seine ersten Gedichte in der von Herwarth Walden geleiteten expressionistischen Zeitschrift Der Sturm. Johannes R. Becher kritisierte die Lyrik des KPD-Mitglieds. So zog er sich vorübergehend aus der literarischen Arbeit zurück. Am 11. März 1933 gelang ihm die Flucht in die Schweiz. Seine Frau Katja Hayek-Arendt folgte ihm nach Ascona, 1934 gingen sie nach Mallorca. Arendt beteiligte sich ab 1936 am Spanischen Bürgerkrieg als Reporter in einem katalanischen Regiment.

Nach der Niederlage der Spanischen Republik gelang ihm im März 1939 die Flucht über die Pyrenäen nach Frankreich. Seine Manuskripte blieben in Spanien verschollen. Nach der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht im Mai 1940 wurde er im Pariser Stadion Colombes festgehalten. Im Internierungslager Bassens lernte Arendt einen Koch des kolumbianischen Konsuls kennen, mit dessen Hilfe er und seine Frau 1942 nach Kolumbien entkamen. Hier wurde er Mitglied der ANFB und des Comité Democratico Alemania Libre en Colombia.

Arendt beherrschte schon die Sprachen, als er ins französische, spanische und kolumbianische Exil ging. Er suchte den Kontakt zur ländlichen Bevölkerung, fotografierte Menschen und exotische Landschaften. Im Gedichtband Tolú beschrieb er ein abgelegenes kolumbianisches Fischerdorf, die Würde und Schönheit seiner Bewohner.

Nach seiner Rückkehr 1950 wurde Erich Arendt einer der bedeutendsten Nachdichter aus dem Spanischen für Verlage aus beiden deutschen Staaten. Als Lyriker galt er in der DDR als "Wortalchimist". Peter Huchel überließ ihm 1971 nach der Ausreise sein Wohnhaus in Wilhelmshorst, wo er 1984 verstarb.

Auswahl wichtiger Werke:
Trug doch die Nacht den Albatros (Gedichte, 1951)
Tropenland Kolumbien (Bildband, 1954)
Tolú. Gedichte aus Kolumbien (1956)
Zeitsaum (Gedichte, 1978)

Weiterführende Literatur:
Laschen, Gregor / Schlösser, Manfred (Hg.): Der zerstückte Traum – Für Erich Arendt zum 75. Geburtstag. Berlin und Darmstadt: Agora Verlag 1978
Röder, Hendrik (Hg.): Vagant, der ich bin. Erich Arendt zum 90. Geburtstag. Texte und Beiträge zu seinem Werk. Berlin: Gerhard Wolf Janus press 1993
Böthig, Peter (Hg. unter Mithilfe von Tilo Köhler): Menschen sind Worttiere. Erich Arendt 1903 – 1984. Texte und Bilder. Katalog zur Ausstellung anlässlich der 100. Wiederkehr seines Geburtstages. Schloss Rheinsberg: Kurt Tucholsky-Gedenkstätte 2003 

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