Paul Abraham(Ábrahám Pál)
Paul Abraham(Ábrahám Pál)
So finden sich in der Vita Paul Abrahams schneller Erfolg und persönliche Niederlage so dicht nebeneinander wie in kaum einer zweiten Biografie – ein Umstand, der nicht nur das Leben des Komponisten auf tragische Weise determinieren sollte, sondern auch Spuren in seinem Bühnenwerk hinterlassen hat.
Daniel Hirschel, Paul Abraham, 2007
Geboren | am 2. November 1892 in Apatin, Österreich-Ungarn |
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Gestorben | am 6. Mai 1960 in Hamburg, Deutschland |
Exil | Ungarn, Frankreich, Kuba, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
Remigration | Bundesrepublik Deutschland |
Beruf | Dirigent, Komponist |
Der ungarische Komponist Paul Abraham fand in Berlin ab September 1930 ein begeistertes Publikum. Mit der Operette Viktoria und ihr Husar gelang ihm der Durchbruch am Metropoltheater, der heutigen Komischen Oper. Seine Spezialität waren Jazz-Einlagen, die bis dahin in Operetten vollkommen unbekannt waren. Dieser neue Sound wurde durch eine komplette Jazzband erzielt, die das Orchester verstärkte. Berlins Publikum fand daran Gefallen, und die UFA beauftragte ihn mit Filmmusiken.
Am 23. Dezember 1932 hatte seine Operette Ball im Savoy in Berlin Premiere – es sollte seine letzte Operette in Deutschland sein. Direkt nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten verließ der Jude Paul Abraham Berlin, auf dem Höhepunkt seiner steilen und kurzen Karriere. Von Budapest aus emigrierte Abraham im Februar 1939 nach Paris, ein Jahr später floh er nach Casablanca und schlug sich als Pianist von dort über Havanna nach New York durch.
Obwohl Paul Abraham alle Genres beherrschte, konnte er als Unterhaltungskomponist am Broadway nicht Fuß fassen. Das amerikanische Publikum hatte ganz andere Erwartungen an das europäische Genre der Operette. Was Abraham in Deutschland zu großem Erfolg verholfen hatte, nämlich der Jazz, befremdete den Musikgeschmack der Amerikaner: Jazz hatte ihrer Ansicht nach in einer europäischen Operette nichts zu suchen.
Zu Beginn der 1940er Jahre erkrankte Abraham schwer; es folgte ein mehr als zehn Jahre dauernder Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik in Queens. Einem Freund Abrahams, dem Hamburger Filmproduzenten Alexander Paal, gelang es 1956, ihn nach Deutschland zu holen, wo er die letzten Jahre seines Lebens in Hamburg verbrachte.
Wichtige Werke:
Victoria und ihr Husar (Operette, 1930)
Blume von Hawai (Operette, 1931)
Ball im Savoy (Operette, 1932)
Weiterführende Literatur:
Frey, Stefan: Paul Abraham. In: Lexikon verfolgter Musikerinnen und Musiker der NS-Zeit, hrsg. von Maurer Zenck, Claudia und Petersen, Peter unter Mitarbeit von Fetthauer, Sophie, Universität Hamburg seit 2005
Hirschel, Daniel: Paul Abraham. In: Schaller, Wolfgang (Hg.): Operette unterm Hakenkreuz. Zwischen hoffähiger Kunst und „Entartung“. Beiträge einer Tagung der Staatsoperette Dresden. Berlin: Monopol-Verlag 2007
Traber, Habakuk und Weingarten, Elmar: Verdrängte Musik – Berliner Komponisten im Exil. Berlin: Berliner Festspiele GmbH und Argon Verlag 1987