Stefan Zweig: Brief an Richard A. Bermann (vermutlich Juni 1938)
Stefan Zweig: Brief an Richard A. Bermann (vermutlich Juni 1938)
Im Sommer 1938 erhielt der Schriftsteller und Journalist Richard A. Bermann einen Brief seines Kollegen Stefan Zweig, in dem dieser den Schriftsteller nach dessen gelungener Flucht in der Freiheit begrüßt. Zweig bedauert in seinem Schreiben, den vielen Exilierten nicht ausreichend helfen zu können: „Dieses Nichthelfenkönnen ist entsetzlich – ab und zu einen Strohhalm Leuten hinreichen können, genügt nicht“.
Bermann war wie Zweig in London angekommen, nachdem er aus Österreich geflüchtet war. Bis Mitte Juli wohnte er unter anderem bei seinem Freund, dem Fotografen Hans Casparius, und traf eine Reihe von Bekannten wieder. Darunter auch den Wiener Psychoanalytiker Sigmund Freud oder die von Bermann verehrte Schauspielerin Elisabeth Bergner.
Bermann versuchte Intellektuelle und prominente Politiker über die Folgen der Annexion Österreichs aufzuklären und Hilfe zu leisten. Viele Juden und Gegner des Nationalsozialismus hatten als Folge der Annexion das Land fluchtartig verlassen müssen, nachdem sie zuvor schon zum Großteil Berufsverboten und Repressionen ausgesetzt waren.
Erst von London und später von New York aus engagierte sich Bermann intensiv für die American Guild for German Cultural Freedom. Zudem hatte er sich bereits für den Aufbau einer British Guild eingesetzt, die sich 1939 als Arden Society gründete und Künstler und Schriftsteller in England mit der Herausgabe und Übersetzung von Anthologien und der Organisation von Veranstaltungen unterstützte.