Arnold Zweig in Haifa

Fotografie: Arnold Zweig in Haifa
Arnold Zweig 1942 in Haifa, Fotograf unbekannt
Akademie der Künste, Arnold Zweig Archiv, FK 4.51

Arnold Zweig in Haifa

Ich sträube mich gegen das ganze Dasein hier in Palästina. Ich fühle mich falsch am Platze. Kleine Verhältnisse, noch verkleinert durch den hebräischen Nationalismus der Hebräer, die keine andere Sprache öffentlich zum Druck zulassen.

Arnold Zweig ein einem Brief vom 15. Februar 1936 an Sigmund Freud


Nur knapp zwei Jahre nach seiner Einwanderung nach Palästina fand der Schriftsteller Arnold Zweig in seinem Brief diese harten Worte gegen seine neue Heimat. Seine Enttäuschung konnte der einstmals überzeugte Zionist im Jahr 1936 kaum noch verbergen. Was war geschehen?

Die zionistische Idee eines jüdischen Staates hatte Zweig schon ab etwa 1917 fasziniert. Bereits zu Beginn der 1920er Jahre hegte er Auswanderungspläne, blieb aber bis zum Frühjahr 1933 in Deutschland. Kurz bevor die Nationalsozialisten seine Bücher verbrannten, verließ er das Land und wurde anschließend ausgebürgert. Umso stärker setzte Zweig seine Hoffnungen auf den entstehenden jüdischen Staat in Palästina. Im Winter 1933 zogen Arnold Zweig und seine Frau Beatrice auf den Berg Karmel bei Haifa. Doch Zweig stellte entgegen seiner Hoffnung fest, dass die jüdischen Siedler sich einem „hebräischen Nationalismus“ hingaben. Er nahm wahr, dass sie sich zunehmend gegen arabische Einwohner des Gebiets abgrenzten und den öffentlichen Gebrauch anderer Sprachen als Hebräisch untersagten. Für Zweig, der sich in erster Linie als deutscher Schriftsteller sah, hatte dies weitreichende Folgen: Seine öffentlichen Auftritte blieben meist ungehört oder endeten im Chaos: Im Mai 1942 wurde Zweig von radikalen Zionisten vom Rednerpult gedrängt, als er begann, auf Deutsch zu sprechen. Seine auf Deutsch verfassten Bücher wurden nur selten ins Hebräische übersetzt. Am 21. März 1937 schrieb Zweig an Freud: „Es geht finanziell nicht mehr. Ich sitze zu weit weg von allen Gelegenheiten, zwischen zwei großen Romanen Geld zu verdienen.“ In Palästina weitgehend isoliert, remigrierte Zweig 1948 in die DDR.

Galerie