Als Oscar Zügel im spanischen Exil ankam, verlebte er zunächst eine glückliche und künstlerisch sehr produktive Zeit. In Tossa de Mar – einer Künstlerkolonie – fand er gemeinsam mit seiner Familie eine neue Heimat. Sein Werk setzte Oscar Zügel auch hier in Bezug zu aktuellen gesellschaftspoltischen Geschehnissen. So entstand 1936 das Gemälde Ikarus, welches den Fall des Faschismus voraussieht.

Die Figur des Ikarus entstammt der griechischen Mythologie. Ikarus, der mit Flügel gebaut aus Federn und Wachs von der Insel Kreta fliehen will, kommt der Sonne zu nah und stürzt ab. Sein Übermut und seine Ignoranz den Warnungen seines Vaters gegenüber führten somit zum Fall.

Zügels Ikarus hingegen thematisiert die Folgen der maßlosen Selbstüberschätzung des Faschismus, der sich als Heilsbringer sah. Zügel erkannte, dass der grenzenlose Größenwahn und die Verachtung jeglicher – vor allem menschlicher – Grenzen, zwangsläufig den Sturz des Systems herbeiführen würden. Die Figur des Ikarus steht hier für den Faschismus im Allgemeinen. Die stürzende Figur – deren Beine und Flügel die Form eines Hakenkreuzes andeuten – verliert ihre Kraft und Form und zeigt damit das Ende der Nazi-Diktatur an.

Nachdem Zügel 1936 auch aus Spanien fliehen musste, wurde sein Haus von der Guardia Civil besetzt und geplündert – Bilder wurden von Soldaten für „Schießübungen“ genutzt. Einige seiner Werke konnten von spanischen Fischern versteckt und so vor der Zerstörung gerettet werden. Zu diesen zählte auch Ikarus.