Gustav Wolf: Vision of Manhattan, Grafikzyklus (1942)
Gustav Wolf: Vision of Manhattan, Grafikzyklus (1942)
1942 veröffentlichte Gustav Wolf einen zwölfteiligen Grafikzyklus über seinen damaligen Wohnort: Manhattan. Die Motive sind kein gefälliger Stoff. Der Exilkünstler verarbeitete in Vision of Manhattan sein schwieriges und distanziertes Verhältnis zu der Metropole New York.
Die amerikanische Großstadt schien Wolf das neue Babylon zu sein. Entsprechend existiert ein New Babylon betiteltes Blatt im Zyklus. Darauf stehen sich Gestalten des alttestamentarischen Babylon und die schroffe Skyline Manhattans gegenüber. Im Blatt Emptiness streunt ein Hund durch einen verlassenen Tunnel. Eine Beischrift rechts des Tieres erklärt: „Artist out of work. He must eat.“ Der einsam dahinschleichende Straßenköter ist demnach als Verkörperung eines erfolglosen und hungrigen Künstlers zu interpretieren. Nicht nur diese Anspielung macht den Grafikzyklus zu einem intimen Dokument von Wolfs Exilerfahrung. Die Erstauflage der Vision of Manhattan betrug 25 Exemplare. Ihr Urheber hatte für den Vertrieb selbst zu sorgen. Einer der Abnehmer war der aus Deutschland emigrierte Journalist Max Fischer, zu dessen Stammtischrunde Wolf zählte.
Ungewöhnlich für Wolfs grafisches Schaffen ist die Ausführung der Blätter als Radierungen. Jedoch stand dem Künstler in New York keine Holzdruckpresse zur Verfügung. Erst an seiner folgenden Exilstation in Cummington konnte sich der Grafiker anhand von Illustrationen zum biblischen Buch Hiob wieder mit dem Medium des Holzschnittes auseinandersetzen.