Gustav Wolf: Skizze der Skyline von Manhattan auf der Rückseite eines deutschen Kalenderblatts (undatiert)

Skizze: Gustav Wolf, Skyline
Gustav Wolf, Skizze der Skyline von Manhattan auf der Rückseite eines deutschen Kalenderblatts, undatiert
Nürnberg, GNM, DKA, NL Wolf, Gustav, I, B-83 (1a und b), © Prof. Dr. Eva H. Cadwallader

Gustav Wolf: Skizze der Skyline von Manhattan auf der Rückseite eines deutschen Kalenderblatts (undatiert)

Am 8. April 1938 erreichte Gustav Wolf per Schiff das Ziel seiner Emigration aus Deutschland: New York. Künstlerisch produktiv, wenn auch keineswegs finanziell erfolgreich, beschäftigte sich der Maler und Grafiker in den folgenden Jahren mit seiner neuen Heimat. Es war eine gestalterische Auseinandersetzung voller Aufreibung für Wolf.

Der aus Östringen nahe Karlsruhe stammende Künstler erlebte die Atmosphäre New Yorks als verstörend und bedrohlich. Einhergehend mit Existenzsorgen und Zukunftsängsten erschien ihm die amerikanische Metropole wie ein neues Babylon. Dennoch beschäftigte sich Wolf künstlerisch viel mit dem Erscheinungsbild New Yorks, den Straßen, steilen Wolkenkratzern und engen Häuserschluchten. Er führte eigens Listen mit den für ihn besten Orten zum Zeichnen. Mit Vision of Manhattan widmete er der Südspitze der Stadt 1942 einen ganzen Grafikzyklus von zwölf Blättern. Darin thematisierte er die verlorene Stellung des einzelnen im Angesicht der riesigen Metropole. Auch eine kleine Häuserskizze nimmt Bezug auf das hoch über Menschenmaß hinaufreichende Erscheinungsbild von Wolfs Exilort.

Als dichtes Konglomerat reihte dieser auf dem kleinen Papierschnipsel Wolkenkratzer eng aneinander und ließ sie spitz und steil wie Obelisken nach oben ragen. Mit wuchtigen Kringeln gab er den Gebäuden Struktur. Die flüchtig erfasste Skyline ist nicht explizit datiert. Aber die Rückseite macht eine Andeutung. Wolf zeichnete auf ein Blatt eines deutschen Wochenkalenders. Die Daten dort weisen auf das Jahr 1938 hin, das Jahr von Wolfs Emigration in die USA.

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