Franz und Alma Werfel: Brief an Albine Werfel (23. Juli 1940)

Brief: Franz und Alma Werfel an Albine Werfel
Handschriftlicher Brief von Franz und Alma Werfel an Werfels Mutter, Albine Werfel, vermutlich aus Lourdes, 23. Juli 1940
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB autograph 335, © Marina Mahler

Franz und Alma Werfel: Brief an Albine Werfel (23. Juli 1940)

Briefe an Werfels Eltern begleiten in den Jahren 1938 bis 1942 den Exilweg von Franz Werfel und seiner Frau Alma Mahler Werfel, ohne von den Strapazen, dem Hunger und der permanenten Angst zu berichten. Wie im Brief vom 23. Juli 1940 stehen die Zeilen stattdessen für eine Vertrautheit der Familie: „Jetzt kann man noch nichts wissen, nichts voraus sehen. Seid beide tausendmal von uns umarmt. Euer treuer Franz“.

In erster Ehe war Alma Mahler-Werfel mit dem Komponisten und Operndirektor Gustav Mahler verheiratet. Mit diesem Brief an ihre Schwiegermutter bittet sie nun, seinen Namen nicht zu erwähnen. Mahler war, so wie der Werfel auch, Jude und zum Katholizismus konvertiert. Dieser Hinweis steht vermutlich im Zusammenhang mit dem Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich vom 22. Juni 1940. Seitdem war auch das französische Postwesen den deutschen Besatzungsbehörden unterworfen und damit jeder Brief von Zensur gefährdet. Längst waren auch in Frankreich die deutschsprachigen Emigranten nicht mehr sicher und wurden als feindliche Ausländer interniert oder ausgeliefert.

Franz und Alma Werfel, die seit 1938 hauptsächlich in Sanary-Sur-Mer gelebt hatten, planten ab Mai 1940 ihre Ausreise in die USA. Auf ihrem Weg durch Südfrankreich fanden sie Zuflucht in Lourdes. Mit einem Sauf-Conduit nach Marseille gelang ihnen von dort die Reise nach Cerbère und über die Pyrenäen die beschwerliche Flucht nach Spanien, weiter nach Lissabon und mit dem Schiff im Herbst 1940 schließlich die Ausreise in die USA.

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