Franz Werfel: Brief an Willy Haas (Januar 1940)

Brief: Franz Werfel an Willy Haas
Brief von Franz Werfel an Willy Haas, vermutlich 2. Januar 1940
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB autograph 532, © Marina Mahler

Franz Werfel: Brief an Willy Haas (Januar 1940)

Liebster Willy
Endlich ein Zeichen von Dir! Ich bin sehr glücklich Dich in Bombay zu wissen und zu hören, daß Du das rechte getroffen hast und Dich wohl fühlst und mit der Arbeit zufrieden bist.

Franz Werfel aus Sanary an Willy Haas, Januar 1940


Es war der erste Brief, den Franz Werfel 1940 schrieb. Er schrieb ihn aus Sanary-sur-Mer an seinen Freund Willy Haas in Indien.

Die beiden Schriftstellerkollegen verband bereits die gemeinsame Schulzeit. Nun trennte sie das Exil und die Distanz. „Unser Leben ist härter und weiter geworden. Sonderbar!“, schrieb Werfel. Der Vermerk „ecrit en allemagne“, also dass der Brief auf deutsch geschrieben sei, ist möglicherweise ein Hinweis auf die Zensur. Auch in Frankreich waren viele Emigranten zu dieser Zeit nicht mehr sicher, wurden als feindliche Ausländer verhaftet und interniert.

Haas, der sich mit Hilfe des PEN-Clubs zunächst um eine Ausreise nach Großbritannien oder in die Vereinigten Staaten bemüht hatte, war unter der Vermittlung des Musikers Walter Kaufmann nach Indien gelangt und arbeitete dort für die Filmproduktionsfirma Bhavnani Productions. Seine Freunde René Schickele, Walter Hasenclever und Franz Werfel hatten ihn verabschiedet, ehe er auf die Conte Rosso stieg, die am 14. Juni 1939 aus Triest auslief.

Wie sich herausstellte, war es ein Abschied für immer. Hasenclever nahm sich im Juni 1940 im Internierungslager Les Milles bei Aix-en-Provence das Leben. Auch Franz Werfel und Willy Haas sollten sich nicht mehr wiedersehen. Werfel starb bereits 1945 im kalifornischen Beverly Hills.

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