Grete Weil: Tramhalte Beethovenstraat, Manuskript (1963)

Manuskript: Grete Weil, Tramhalte Beethovenstraat
Typoskript des Romans Tramhalte Beethovenstraat der Schriftstellerin Grete Weil, um 1963. Titelblatt und erste Seite der 209 Seiten langen Korrekturfassung
Monacensia. Literaturarchiv und Bibliothek. München. GW M 79, © Mit freundlicher Genehmigung von Michaela Schenkirz

Grete Weil: Tramhalte Beethovenstraat, Manuskript (1963)

Nach der geringen Resonanz auf ihre erste Veröffentlichung, die Erzählung Ans Ende der Welt im Ost-Berliner Verlag Volk & Welt 1949, arbeitete Grete Weil als Theaterautorin und schrieb unter anderem das Libretto für Hans Werner Henzes Oper Boulevard Solitude. Während ihr Prosatext Antigone, den sie Anfang der 1950er-Jahre verfasste, unveröffentlicht blieb und erst 1980 in einigen Motiven Eingang in ihren Roman Meine Schwester Antigone fand, kam sie 1958 in Kontakt mit dem Wiesbadener Limes Verlag, für den sie mehrere Bücher aus dem Englischen übersetzte. Dort erschien 1963 ihr erster Roman Tramhalte Beethovenstraat.

Grete Weil, deren Fotoatelier sich in der Beethovenstraat in Amsterdam befunden hatte, verknüpft in dem Roman ihre eigenen Erfahrungen im holländischen Exil während der Kriegsjahre mit der fiktiven Handlung um einen deutschen Redakteur und Schriftsteller, der dort ab August 1942 die Deportation der jüdischen Bevölkerung miterlebt. In dessen scheiterndem Versuch, für die traumatischen Erlebnisse eine Sprache zu finden, thematisiert sie sowohl die Problematik von Überlebenden der Shoa, das Unfassbare in Worte zu fassen, als auch die Verdrängungsstrategien der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft. Themen, die auch Grete Weils spätere Werke bestimmen. Tramhalte Beethovenstraat blieb weitgehend unbeachtet. Erst mit der breiteren Rezeption Weils in den 1980er- und 1990er- Jahren erlebte der Roman mehrere Neuauflagen.

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