Grete Weil: Brief an Bruno Frank (26. August 1945)
Grete Weil: Brief an Bruno Frank (26. August 1945)
Knapp vier Monate nach der Befreiung Amsterdams durch die Alliierten wandte sich Grete Weil an den Schriftsteller Bruno Frank und berichtete eindringlich über ihre Lebensumstände und das Geschehen der letzten Jahre. Bruno Frank und seine Frau Liesel waren gute Freunde der Dispekers, der Familie Grete Weils, aus der Münchner Zeit.
Tragischerweise wusste Grete Weil zum Zeitpunkt dieses Briefes nicht, dass Bruno Frank, wenige Wochen zuvor, am 20. Juni 1945 im amerikanischen Exil in Beverly Hills verstorben war. Grete Weils im Londoner Exil lebender Bruder Fritz hatte die Nachricht vom Tod Franks erst einige Tage zuvor erhalten, sie seiner Schwester aber noch nicht mitteilen können.
In dem Brief bittet Grete Weil Bruno Frank um Mithilfe bei der Veröffentlichung ihres im Versteck verfassten Manuskripts Der Weg zur Grenze. Der bis heute unveröffentlichte Roman ist ihrem im Konzentrationslager Mauthausen ermordeten Mann Edgar gewidmet.
Briefe von Bruno Frank an Grete Weil sind nicht erhalten. Grete Weil vernichtete um 1940 Briefe von Klaus Mann, Max Mohr, Konrad Heiden und Bruno Frank, aus Angst, deren Besitz könnte ihr gefährlich werden. „Damals glaubten wir noch, die Nationalsozialisten brauchten einen Grund, um gegen uns vorzugehen.“ (Grete Weil 1997 im Gespräch mit Lisbeth Exner)