Dänischer Führerschein von Helene Weigel (1934)
Dänischer Führerschein von Helene Weigel (1934)
Bei Helene Weigel habe ich niemals auch nur eine Spur von Bitterkeit oder Verzweiflung bemerkt, ich hörte sie niemals über das, was geschehen war, mit einem einzigen Wort klagen.
Der dänische Journalist Fredrik Martner über Helene Weigel im Exil
Auch im Exil übernahm die Schauspielerin Helene Weigel die Organisation des Familienalltags weitgehend allein. Sie war mit den beiden Kindern und der Haushälterin im Juni 1933 über Frankreich, Belgien und die Niederlande mit dem Schiff nach Dänemark gereist, während sich ihr Mann Bertolt Brecht wegen Theaterproben in Paris aufhielt. Zunächst fanden sie Unterschlupf bei Weigels langjähriger Freundin, der Schriftstellerin Karin Michaelis, auf der Insel Thurö. Da sich jedoch abzeichnete, dass eine Rückkehr nach Deutschland auf absehbare Zeit unmöglich sein würde, suchte Weigel von dort aus nach einer kostengünstigen dauerhaften Bleibe. Sie fand sechs Kilometer außerhalb von Svendborg ein geeignetes Haus, Skovsbostrand Nr. 8, und plante mit einem Architekten den Umbau des ehemaligen Stalls zu einem ruhigen und von Rest des Hauses abgeschlossenen Arbeitszimmer für ihren Mann. An Weihnachten 1933 bezog die Familie gemeinsam das neue Haus, in dem sie bis 1939 leben würde – Brecht mit zahlreichen Unterbrechungen, da er häufig auf Reisen war.
Im Mai 1934 ließ Helene Weigel ihren Führerschein, den die auf Unabhängigkeit bedachte Schauspielerin bereits 1928 in Berlin abgelegt hatte, für Dänemark umschreiben: Die Brechts hatten einen alten Ford angeschafft, da alle Besorgungen aus dem sechs Kilometer entfernten Svendborg geholt werden mussten.