Heinz Trökes: Zürich, Bleistiftzeichnung im Skizzenbuch des Künstlers (6. Juli 1939)

Bleistiftzeichnung: Heinz Trökes, Zürich
Heinz Trökes, Zürich, Bleistiftzeichnung im Skizzenbuch des Künstlers, 6. Juli 1939
Nürnberg, GNM, DKA, NL Trökes, Heinz, I, B-1d. Mit freundlicher Genehmigung von Manuel Trökes, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Heinz Trökes: Zürich, Bleistiftzeichnung im Skizzenbuch des Künstlers (6. Juli 1939)

Natürlich laufe ich viel durch die herrliche Stadt, schaue mir immer wieder[ ]die guten Auslagen in den Geschäften an. die [!] immer wieder überraschenden Plakate, die Buchhandlungen und die Galerien.

Heinz Trökes in seinem Tagebuch (Typoskript) über seine Anfangszeit in Zürich, 18. Juli 1939


Heinz Trökes nahm nach seinem erzwungenen Weggang aus Deutschland Fühlung zu seinem neuen Wohnort Zürich auf. Auf seinen Streifzügen begleitete ihn ein Skizzenbuch, in das er im Sommer 1939 Motive seiner Emigration zeichnete. Am 6. Juli 1939 beispielsweise eine Ansicht der Dächer, Türme und nahen Berge Zürichs.

Die Distanz beim Blick über die Stadt hinweg, die Trökes Zeichnung aufweist, lässt sich mit der damaligen Stimmung des Künstlers in Bezug setzen. Trökes erlebte den Aufenthalt in der Schweizer Stadt zunehmend als eine Phase der Einsamkeit und Heimatlosigkeit, wogegen Zürichs äußere Schönheit nicht ankam. Ihm fehlte vor allem ein Ansprechpartner, um sich über Persönliches und seine Kunst auszutauschen. Auch schwand vor Ort Trökes Hoffnung, in sicherem Abstand vor nationalsozialistischen Schikanen wieder kreative Fortschritte machen zu können. Der Künstler empfand, in Zürich künstlerisch zu stagnieren. Nicht zuletzt errang er dort weder Anerkennung noch finanziellen Ertrag mit seinen Gemälden und Zeichnungen. Allein seine Textilentwürfe, die ihm bereits in Deutschland zum Broterwerb gedient hatten, fanden eine gewisse Resonanz.

All dies bestärkte Heinz Trökes in seinem bereits länger gehegten Plan, die malerische Stätte auf seiner Zeichnung vom 6. Juli 1939 nur als Durchgangsstation zu begreifen. Für ein ferneres Exil standen ihm Indonesien, Ägypten oder zumindest Frankreich vor Augen. Doch nach Kriegsbeginn im September 1939 traf Trökes schließlich eine andere Entscheidung.

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