Heinz Trökes: Grüner Turm von Ravensburg, Bleistiftzeichnung im Tagebuch des Künstlers (6. September 1939)

Bleistiftzeichnung: Heinz Trökes, Ravensburg
Heinz Trökes, Grüner Turm von Ravensburg, Bleistiftzeichnung im Tagebuch des Künstlers, 6. September 1939
Nürnberg, GNM, DKA, NL Trökes, Heinz, I, B-1b. Mit freundlicher Genehmigung von Manuel Trökes, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Heinz Trökes: Grüner Turm von Ravensburg, Bleistiftzeichnung im Tagebuch des Künstlers (6. September 1939)

Das war ein kurzer aber [s]chöner Traum im Ausland!

Heinz Trökes in seinem Tagebuch (Typoskript), 4. September 1939


Anfang September 1939 stand der Maler Heinz Trökes in seinem Züricher Exil vor dem Scheideweg. Zum einen hielt er endlich ersehnte Post in Händen. Sein Aufenthaltsgesuch für „Holländisch-Indien“ war genehmigt worden! Nahezu gleichzeitig bekam Trökes ein weiteres Schreiben zugestellt. Es enthielt die strikte behördliche Weisung, sofort nach Deutschland zurückzukehren. Grund dafür war der Kriegsbeginn.

Im Rückblick erzählte der Künstler 1962 in einem Interview, dass im Spätsommer 1939 für ein ferneres Exil in Asien alles schon bereitet war. Der Maler saß auf mit Alltagsgegenständen sowie ausreichend Malutensilien gepackten Tropenkisten, als ihn in Zürich Deutschlands Kriegstreiben überraschte. Eine Zeichnung in Trökes Tagebuch verrät, wie sich der Künstler in dieser Situation entschied. Am 6. September 1939 skizzierte Heinz Trökes den Grünen Turm der Stadt Ravensburg. Er hatte demnach kein Schiff nach Asien bestiegen, sondern ein Boot über den Bodensee. Am Ort des gezeichneten Motivs lag die ihm zugewiesene Sammelstelle für Auslandsdeutsche.

Trökes wollte nicht „draussen“ bleiben (Tagebuch Trökes, 4. September 1939) oder gar weiter fort, während Familie und Freunde zu Hause bedrängt waren. Dafür brach er sein begonnenes und gerne fortgeführtes Exil ab, obwohl er von den Nationalsozialisten nichts Gutes und vor allem keine Lockerung seines Berufs- und Ausstellungsverbots erwarten konnte. In der Tat konnte sich Trökes bis zum Ende des Nationalsozialismus in Deutschland nur mehr heimlich künstlerisch ausdrücken und entwickeln.

Weiterführende Literatur:
„Ich will keine Mystifikationen.“ Heinz Trökes im Interview mit Maria Wetzel 1962, abgedruckt in: Krause, Markus: Heinz Trökes. Werkverzeichnis. Mit Essays von Will Grohmann und Werner Haftmann. München: Prestel 2003, S. 117 – 122

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