Curt Trepte: Das Deutsche Staatstheater in Engels, Fotografie (um 1936)

Fotografie, Curt Trepte, Staatstheater Engels
Das Deutsche Staatstheater in Engels, fotografiert von Curt Trepte, um 1936
Akademie der Künste, Berlin, Sammlung Exil (Ost) SU I.3.d.4, mit freundlicher Genehmigung von Giselher Trepte

Curt Trepte: Das Deutsche Staatstheater in Engels, Fotografie (um 1936)

Erwin Piscators Emigrantentheater in den Jahren 1935 bis 1936

Die Sache mit Engels macht sich.

Erwin Piscator in einem Brief an Helene Weigel, 3. Juli 1936


Die sowjetische Stadt Engels, Hauptstadt der Wolgadeutschen Republik, besaß seit 1931 ein großes „Deutsches Staatstheater“ mit einem Saal von 800 Plätzen. Den Regisseur Erwin Piscator brachte das auf die Idee, hier ein Zentrum des deutschsprachigen Emigrationstheaters einzurichten. Denn ein solcher Plan war in Moskau bereits gescheitert. Gleichzeitig sollte sich hier eine Filmproduktion, vergleichbar mit Hollywood, entwickeln, die den Schauspielern zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten bieten konnte. Piscator wollte Theaterleute und Filmschaffende aus dem europäischen Exil nach Engels holen.

In der UdSSR lebten schon so bekannte Schauspieler wie Alexander Granach, Carola Neher, Hermann Greid, Lotte Loebinger, Ernst Busch, Bernhard Reich, Maxim Vallentin, Gustav von Wangenheim und Piscator selbst. Aus der Schweiz sollten Karl Paryla, Leonard Steckel, seine Frau Jo Mihaly und Wolfgang Langhoff hinzukommen, aus Skandinavien Helene Weigel und Guido Reif. Selbst Bertolt Brecht spielte mit dem Gedanken, sich hier niederzulassen. 

In Zusammenarbeit mit deutschen Emigranten wurden in Engels Stücke wie William Shakespeares Was ihr wollt, Henrik Ibsens Nora und Molières Der eingebildete Kranke inszeniert. Piscators Pläne wurden allerdings von Hindernissen aufgerieben, die ihre Ursachen hatten in den schlechten Lebensbedingungen der Region, Widerständen gegen sein Theatermodell, Verdrängungsängsten eines in Engels bereits spielenden Laienensembles und in der allgemeinen politischen Entwicklung in der Sowjetunion.

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