Lisa Tetzner: Brief an Robert David Sauerländer, 23. Januar 1935
Lisa Tetzner: Brief an Robert David Sauerländer, 23. Januar 1935
Damit ist für mich der Weg zur deutschen Jugend abgeschnitten. Zwischen mich und das Reich bauen sich neue Mauern.
Lisa Tetzner an Hermann Hesse, Carona, 6. März 1936
Im Januar 1935 reichte die in die Schweiz geflohene Schriftstellerin Lisa Tetzner ein Manuskript mit dem Arbeitstitel „Rosmarin und Thymian“ beim Aarauer Sauerländer Verlag ein. Obwohl sie Mitglied in der Reichskulturkammer war und ihre Werke bisher nicht grundsätzlich im Deutschen Reich verboten waren, wollte sie nach ihrem Gang ins Schweizer Exil, wie sie schrieb, „nun auch gern die Heimat meiner Bücher in die Schweiz verlegt sehen“. Dabei sollten diese aber durchaus weiter nach Deutschland verkauft werden. Das mochte der Schweizer Verleger ihr nicht versprechen, und es kam nicht zu einem Vertragsabschluss.
Tetzner bemühte sich daraufhin um eine Veröffentlichungsgenehmigung in Deutschland. Ihr war es wichtig, den Kontakt zu ihrem Lesepublikum nicht verlieren, sodass sie gegenüber den zuständigen nationalsozialistischen Behörden taktierte: Ihren Aufenthalt in der Schweiz erklärte sie mit einem Kuraufenthalt, außerdem habe sie Angebote von Schweizer Verlagen, könne sich dazu aber nicht entschließen, da das Buch so „deutsch“ sei.
Der Jugendroman erschien im Herbst 1935 unter dem Titel … was am See geschah im Berliner Stuffer-Verlag. Während eine ganze Reihe von Zeitungen positive Rezensionen brachten, erschien im SS-Blatt „Das Schwarze Korps“ ein Hetzartikel über das im Exil lebende „bolschewistische Schriftstellerpaar“. Anfang 1936 wurde die Auslieferung des Buchs eingestellt, kurz darauf wurden auch Tetzners andere Bücher verboten und die Schriftstellerin aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen.