Lisa Tetzner: Fotoalbumseiten vom Jugoslawienurlaub (ca. 1939)
Lisa Tetzner: Fotoalbumseiten vom Jugoslawienurlaub (ca. 1939)
Vermutlich im Jahr 1939 unternahmen Lisa Tetzner und ihr Mann Kurt Kläber zusammen mit einem befreundeten Paar eine Urlaubsreise nach Jugoslawien. In der kroatischen Küstenstadt Senj machten sie länger Station. Kläber lud dort einen obdachlosen Jungen zum Mittagessen ein, der sie in der folgenden Zeit als Stadtführer begleitete. Das Waisenkind Branko lebte mit einer Gruppe von Kindern zusammen, ein älteres, rothaariges Mädchen, das in Senj unter dem Namen „Zora die Rothaarige“ bekannt war, galt als ihre Anführerin.
Lisa Tetzner berichtet in ihrem Buch Das war Kurt Held, dass sie Branko hatte adoptieren und mit in die Schweiz nehmen wollen, doch ihr Mann sei der Meinung gewesen, dass das Kind nach Senj gehöre. Gleich nach dem Urlaub habe er innerhalb kürzester Zeit das Jugendbuch Die rote Zora verfasst und ihr, der professionellen Geschichtenerzählerin, zu lesen gegeben.
Anders als bei ihrer ersten Zusammenarbeit an dem zweibändigen Roman Die schwarzen Brüder (1940/41) habe sie an diesem Manuskript ihres Mannes nichts verändert und es deshalb auch nicht unter ihrem Namen veröffentlichen wollen. Kläber hatte jedoch keine Publikationserlaubnis in der Schweiz, und so beschlossen sie zusammen mit ihrem Verleger, den Roman unter dem Pseudonym Kurt Held zu veröffentlichen. Der große Erfolg des Buches trug in den folgenden Jahren wesentlich zur finanziellen Absicherung des Paares bei – und Kläber, deprimiert von der erzwungenen Untätigkeit im Exil, fand durch die Arbeit als Jugendbuchautor neuen Lebensmut.