Gabriele Tergit: Effingers (1951)
Gabriele Tergit: Effingers (1951)
Ich darf wohl betonen, dass es für mich eine Lebensfrage ist, dass das Buch jetzt erscheint.
Gabriele Tergit in einem Brief an den Verlag Hammerich & Lesser, 31. Mai 1950
Der zeitliche Bogen dieses Romans von Gabriele Tergit reicht vom Kaiserreich (1878) bis zum Nationalsozialismus (1942). Dargestellt ist der wirtschaftliche und soziale Aufstieg einer deutsch-jüdischen Familie. Der Schriftsteller H. G. Adler schrieb 1979 in einer Rezension: „Gabriele Tergit zeigt das Verhältnis der Geschlechter zueinander, die Einstellung zu Familie und Beruf, zu sozialen Fragen, politischer Gesinnung, Religion und Philosophie, doch auch – um Jüdisches herauszugreifen – zu Tradition, Assimilation, Zionismus, Judenhass und Reaktion auf ihn.“ (zit. n. Hans Wagener, Gabriele Tergit, 2013) Als Tergit 1932 an dem Roman zu arbeiten begann, war das Ende der Handlung, die Zerstörung der Familie und ihrer Errungenschaften durch Nationalsozialismus und Holocaust, noch nicht absehbar gewesen.
Nachdem Tergit den Roman während ihres Exils fertiggestellt hatte, begann nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine lange Suche nach Veröffentlichungsmöglichkeiten. Von sechs Manuskriptexemplaren erreichte nur eines, weitergereicht von Alfred Döblin, einen Verleger: Ernst Rowohlt, der den Roman an Axel Springer weitervermittelte. Springers Verlag Hammerich & Lesser verzögerte jedoch das Erscheinen, sodass der Roman erst 1951 erstmals herauskam, fast 20 Jahre, nachdem die Schriftstellerin mit der Arbeit daran begonnen hatte.
Die Erstveröffentlichung wurde von Kritik und Publikum wenig wohlwollend aufgenommen. Der Erfolg des Romans stellte sich erst Ende der 2010er Jahre ein, mit der Wiederentdeckung des Gesamtwerks von Gabriele Tergit.
Weiterführende Literatur:
Gabriele Tergit: Effingers. Roman, Frankfurt am Main: Schöffling & Co., 2019