Bruno Taut: Baupläne für sein Wohnhaus in Istanbul, 1937
Bruno Taut: Baupläne für sein Wohnhaus in Istanbul, 1937
Das Heim gibt es nur in uns selbst, vielleicht heute mehr als je.
Bruno Taut, Brief an seine Frau Hedwig, 17. Februar 1938
Zwei Jahre bis zu seinem überraschenden Tod an Weihnachten 1938 verbrachte der Architekt Bruno Taut im Exil in der Türkei. Er war dem Ruf als Dekan der Fakultät für Architektur der Universität Istanbul gefolgt, den er einem alten Bekannten aus Deutschland verdankte: Der ehemalige Berliner Stadtbaurat Martin Wagner, mit dem Taut mehrere Großprojekte realisiert hatte, lebte seit 1935 als städtebaulicher Berater der Regierung Atatürk in der Türkei. Er schlug Taut für den Posten vor, nachdem der ursprüngliche Kandidat gestorben war.
Für Taut war dieser Umzug ein großes Glück: In Japan hatte er keine nennenswerten Bauaufträge erhalten und sich mit Buchprojekten und Kunsthandwerk über Wasser gehalten. In der Türkei konnte er endlich wieder arbeiten, zusätzlich zu seinem Posten an der Universität wurde er Leiter der Bauabteilung des Unterrichtsministeriums und entwarf zahlreiche Schulen im ganzen Land.
Für sich und seine Lebensgefährtin entwarf er 1937 in Istanbul ein Haus mit Blick auf den Bosporus. Die Architektur ist ein Mix verschiedener Stile – im Zentrum steht eine Art Pagode mit einem achteckigen rundum verglasten Turmzimmer, das von einem typisch türkischen Siegelwalmdach geziert wird. Der extremen Hanglage begegnete Taut mit hohen Stelzen, nur ein kleiner Teil des Gebäudes steht auf festem Boden. Er zog im Jahr darauf dort ein und versuchte, sich trotz seiner gesundheitlichen Probleme auf die Arbeit zu konzentrieren. Das Leben im Exil war für ihn nur dadurch zu ertragen: In den Briefen an seine Ehefrau Hedwig in Deutschland wird deutlich, dass er seit 1933 keine neue Heimat gefunden hat.