Die Tarnschrift Deutsch für Deutsche (Juni 1935)
Die Tarnschrift Deutsch für Deutsche (Juni 1935)
Ich kenne nur zu gut die Verzweiflung des Dichters, der in solcher Zeit und in solcher Welt lebend, fragt: Was hat meine Arbeit für einen Sinn? Wozu Gedichte schreiben, wozu Romane, wozu Dramen? [...] Aber wer so spricht, ist kurzsichtig.
Ernst Toller, Rede im Englischen jungen PEN-Club in Ragusa, 1933
Diese literarische Anthologie exilierter Schriftsteller erschien 1935 als Tarnschrift in der Aufmachung eines kleinen Lehrbuches von 1906 aus der alten Miniatur-Bibliothek des Leipziger Verlages für Kunst und Wissenschaft Albert Otto Paul. Sie wurde von der Deutschen Freiheitsbibliothek und der Sektion Frankreich des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller herausgegeben, die sich in einem Vorwort dazu bekannten.
Zu den Abbildungen gehörten Fotomontagen von John Heartfield. Die Autoren dieser Sammlung waren Bertolt Brecht, Johannes R. Becher, Max Herrmann-Neiße, Stefan Heym, Erich Weinert, Friedrich Wolf, Ferdinand Bruckner, Ernst Toller, Kurt Hiller, Egon Erwin Kisch, Klaus Mann, Anna Seghers, Bruno Frei, Lion Feuchtwanger, Bruno Frank, Balder Olden, Oskar Maria Graf und Willi Bredel. Fast alle Beiträge waren zuvor in Büchern und Zeitschriften des Exils in der Tschechoslowakei, der Schweiz, in Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien erschienen. Im Mittelteil wurde die Aufsehen erregenden Rede, die Ernst Toller 1933 auf dem internationalen PEN-Kongress in Ragusa gehalten hatte, gedruckt.
Deutsch für Deutsche war ein sprechender Titel für eine Schrift, die zwar nicht die Sprache, aber die nationalsozialistische Unterdrückung zum Thema hatte und sich in dieser Verkleidung an Leser in Deutschland wandte. Als Anthologie war sie eine beeindruckende Bilanz der Exilliteratur, die im Juni 1935 zum Ersten Internationalen Kongress zur Verteidigung der Kultur in Paris präsentiert werden konnte.