Fred Stein: Willy Brandt als Korrespondent in Spanien (1937)
Fred Stein: Willy Brandt als Korrespondent in Spanien (1937)
Ich begegnete Fred, als wir beide Flüchtlinge waren und das totalitäre Naziregime mit den ziemlich bescheidenen Mitteln bekämpften, die uns zur Verfügung standen. Für seine Zeit war er sehr avantgardistisch, ein brillanter Fotograf, inspiriert von seinem Streben nach Gerechtigkeit und seiner Sorge um die Wahrheit, die sich in seinen Fotografien so deutlich wiederspiegeln.
Willy Brandt über Fred Stein, 1983
Willy Brandt und Fred Stein waren beide Mitglieder der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschland (SAPD) und lernten sich während Steins Pariser Exiljahren kennen. Aus dieser Begegnung entstand eine lebenslange Freundschaft, die sich auch in einigen Porträtaufnahmen widerspiegelt. 1937 fotografierte Stein den späteren SPD-Chef und Bundeskanzler in Barcelona. Zu dieser Zeit berichtete Brandt von dort als Korrespondent mehrerer norwegischer Zeitungen über den Spanischen Bürgerkrieg. In der Stadt sollte er zudem eine internationale sozialistische Jugendkonferenz vorbereiten. Nach seinem Einsatz für die marxistische Partei Partido Obrero de Unificación Marxista (POUM) entging der deutsche Politiker nur knapp der Verhaftung und floh zurück ins norwegische Oslo, wo er seit 1933 als Emigrant lebte.
Kurz bevor Willy Brandt 1957 erstmals zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt wurde, besuchte er Fred Stein während einer USA-Reise in New York. Aus diesem Anlass entstand ein weiteres einprägsames Porträt. Über seinen langjährigen Freund schrieb er 1983: „Er war ein echter Visionär, wie die Auswahl der Menschen und Motive, die er fotografierte, eindeutig beweist“.