Margarete Steffin: Kalendereintrag über Brechts Galilei (27. bis 29. März 1939)

Taschenkalender: Margarete Steffin, Galilei-Eintrag
Empfängerliste von Bertolt Brechts Leben des Galilei in Margarete Steffins Taschenkalender, März 1939
Akademie der Künste, Berlin, Bertolt-Brecht-Archiv, 2112/206

Margarete Steffin: Kalendereintrag über Brechts Galilei (27. bis 29. März 1939)

Außerdem ist sie Mitarbeiterin bei „Furcht und Elend“, „Galilei“ und „Mutter Courage“ und genauso kannst Du sagen, dass sie bei den theoretischen Arbeiten mitgearbeitet hat.

 Bertolt Brecht an Erwin Piscator am 27. Mai 1940


Bertolt Brecht schrieb seine ersten Stücke im Exil in Dänemark, Schweden und Finnland. Die Möglichkeit, sie zu drucken, war 1939 vorbei. Arbeitend im abgelegenen Nordeuropa, brauchte er seine Gesprächspartner, die in Frankreich, der Schweiz und in den USA über Verbindungen zu Theatern und Zeitschriften verfügten, ihm ihre Meinung mitteilen, Striche vorschlagen und über Aufführungen nachdenken konnten. Sie bildeten sein Netzwerk des Exils 1939.

Vom Frühjahr 1938 bis zum Februar 1939 entstand in Skovsbostrand bei Svendborg Brechts Drama Leben des Galilei über den italienischen Physiker Galileo Galilei, der seine Entdeckung, die Erde drehe sich um die Sonne, vor der Inquisition behaupten oder bestreiten soll.

Margarete Steffin war im skandinavischen Exil die wichtigste Mitarbeiterin Brechts. Zusammen mit Helene Weigel hatte sie eine kleine Auflage von hektographierten Exemplaren des Galilei hergestellt. In ihrem Taschenkalender, einem englischen Marquette Senior Diary, notierte sie die Namen der 23 Adressaten, an die zwischen dem 27. und dem 29. März 1939 je ein Manuskript gegangen war. Es waren 13 Empfänger in den USA, einer in Schweden, sieben in Frankreich, zwei in der Schweiz. Als erstes notierte sie den Namen Albert Einsteins, danach die befreundeter Schriftsteller, Musiker, Regisseure und Schauspieler, so Lion Feuchtwanger, Walter Benjamin, Erwin Piscator, Alexander Granach und Hanns Eisler. Das letzte Exemplar ging an das Schauspielhaus Zürich, wo der Galilei am 9. September 1943 uraufgeführt wurde. 

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