Bil Spira: Karikatur von Joseph Roth (1939)

Zeichnung: Bil Spira, Karikatur von Joseph Roth
Bil Spira, karikierende Porträtzeichnung, Joseph Roth, Paris 1939, Tusche auf Papier
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB autograph 302, © Simone Spira

Bil Spira: Karikatur von Joseph Roth (1939)

„Wie er leibt und trinkt“

Lieber Herr Kollege und Freund, Ich bitte Sie, meinen jungen Freund, den Zeichner Freier aus Wien zu empfangen. Er ist einer der besten aus Österreich, ein ausgezeichnetes Beispiel unserer jungen Generation.

Joseph Roth am 3. Dezember 1938 an einen Senator, hier aus: Bil Spira. Die Legende vom Zeichner (1997)


Der Zeichner Bil Spira (Wilhelm Spira), der für die Wiener Arbeiter Zeitung gearbeitet hatte, war im August 1938 nach seiner Haft im Wiener Gestapo Gefängnis Karajangasse nach Paris geflüchtet und arbeitete dort unter dem Pseudonym Willi Freier.

Joseph Roth und Spira hatten sich im Pariser Exil im Café Le Tournon, Roths Stammcafé, kennengelernt. Die beiden verkehrten dort in der österreichischen Emigrantenszene. Spira arbeitete zu dieser Zeit zusammen mit Friedrich Torberg für die Exilzeitschrift Österreichische Post. Roth schrieb in Paris journalistische und literarische Texte und plante zugleich unermüdlich politische Aktivitäten gegen den Nationalsozialismus. Über den Brief seines Freundes Joseph Roth schrieb Spira später in seiner Biografie:

„Lieber verzichtete ich auf die Hilfe des Senators als mich von diesen von Herzen kommenden Zeilen meines Dichterfreundes zu trennen. Ich faltete den Brief und trug ihn von da an in meiner Brusttasche. Er ist trotz allem noch immer in meinem Besitz.“ (Bil Spira, Die Legende vom Zeichner, 1997)

Die Karikatur stammt aus einer Reihe von Porträts, die Spira im französischen Exil angefertigt hat. Die Pose, die er Roth auf diesem Portrait zuschreibt, ist treffend gewählt. Ganz ähnlich ist Roth auch auf zeitgenössischen Fotografien zu sehen.

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