Kurt Schwitters, Fotografie vom Vortrag der Ursonate (1944)

Fotografie: Kurt Schwitters, Ursonate
Ernst Schwitters fotografierte seinen Vater Kurt beim Vortrag der Ursonate 1944 in London
Fotograf: Ernst Schwitters, Reproduktion: Aline Gwose / Michael Herling, Sprengel Museum Hannover, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Kurt Schwitters, Fotografie vom Vortrag der Ursonate (1944)

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Kurt Schwitters, Ursonate (Auszug)


Seine bedeutendsten Werke, so fand Kurt Schwitters selbst, waren der Merzbau – eine im Haus seiner Eltern in Hannover über mehrere Räume sich erstreckende Plastik – und die Ursonate, ein Lautgedicht in vier musikalischen Sätzen. Den Merzbau musste er 1937 in Deutschland zurücklassen, die Ursonate aber, die er seit den 1920er Jahren unzählige Male vor Publikum rezitiert hatte, nahm er im geistigen Gepäck mit. 

Dieses Sprachgrenzen überwindende dadaistische Spektakel kam auch im Exil mehrfach zum Vortrag. Ein erstes dankbares Publikum fand Schwitters in seinen Mitinternierten im Lager auf der Isle of Man. Dort grüßte man sich anschließend sogar mit „ooka ooka“, einem Textzitat, berichtete einer der amüsierten Zuhörer später.

Bisher waren nur Teile des Vortrags der insgesamt 35 Minuten dauernden Klangsymphonie auf Schallplatte gepresst worden. Schwitters bemühte sich auch in den kommenden Jahren erfolglos um eine Gesamtaufnahme. Geblieben ist aus dieser späten Zeit nur eine Folge von Fotos, die sein Sohn Ernst 1944 aufgenommen hat. Die Bilder zeigen Schwitters während des Vortrags der Ursonate, den er bei der Eröffnung seiner Einzelausstellung in der Modern Art Gallery in London hielt. Zuvor hatte der britische Schriftsteller Herbert Read die Zuhörer auf die Bedeutung Schwitters‘ auf dem Feld der Lyrik vorzubereiten versucht und Vergleiche mit James Joyce Finnegans Wake gezogen. Offenbar nicht sehr überzeugend, Schwitters schrieb kurz darauf an eine Bekannte: „Englische Wortspiele sind nicht deutsche Wortspiele. Die Übersetzung hätte sehr frei zu sein. Und das Publikum hätte sehr verständnisvoll zu sein.“ (Kurt Schwitters, Brief an Edith Tschibold, 10. Dezember 1944).

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