Kurt Schwitters: Porträt des Bildhauers Charoux (1940)

Porträt Siegried Charoux von Kurt Schwitters
Kurt Schwitters, Porträt des Bildhauers Siegfried Charoux im Hutchinson Internment Camp, 1940
Foto: Kurt Schwitters Archiv im Sprengel Museum Hannover, Fotografen: Aline Gwose / Michael Herling, Sprengel Museum Hannover, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Kurt Schwitters: Porträt des Bildhauers Charoux (1940)

Das Zimmer stank. Ein muffiger, säuerlicher, unbeschreiblicher Gestank, der von drei Dada-Plastiken ausging, die er aus Porridge gefertigt hatte, da an Gips nicht heranzukommen war. Der Porridge hatte Schimmel entwickelt, und die Skulpturen waren mit grünlichem Haar und bläulichen Exkrementen einer unbekannten Bakterienart bedeckt.

Fred Uhlmann über Kurt Schwitters’ Kunstproduktion im Internierungslager


Während seiner Internierung als „feindlicher Ausländer“ auf der Isle of Man zwischen Juli 1940 und November 1941 konnte Kurt Schwitters dank der Unterstützung des Lagerkommandanten und Kunstliebhabers Captain H. O. Daniel seine künstlerische Arbeit fortsetzen. Und seine Produktion war ganz erstaunlich, sowohl in Bezug auf die Menge als auch auf die Vielfalt der Stile. In Ermangelung von anderem formbaren Material gestaltete er Skulpturen aus Porridge, dem typisch englischen Haferbrei-Frühstück, klebte Collagen aus Abfällen, schrieb Kurzgeschichten, zeichnete und malte – zumeist realistisch, aber auch abstrakt. Seine norwegischen Landschaftsbilder, die er aus der Erinnerung malte, aber vor allem die Porträts der Internierten, die er auf Bestellung anfertigte, konnte er sogar verkaufen. Unter seinen Modellen waren auch eine Reihe prominenter Künstler, die aus Deutschland und Österreich vor den Nationalsozialisten geflohen waren: Hier ist der österreichische Bildhauer Siegfried Charoux zu sehen, der 1935 nach England kam und im Jahr 1940 für zwei Monate interniert wurde.

Von den schätzungsweise 250 Werken aus dieser Zeit ist nur ein kleiner Teil erhalten geblieben. Viele Bilder verbrannten, als im Lager ein Feuer ausbrach, andere, wie die Skulpturen aus Haferbrei, ließen sich nicht konservieren.

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