Lili Schultz‘ Vorschlag für einen Lehrplan in Düsseldorf (1958)
Lili Schultz‘ Vorschlag für einen Lehrplan in Düsseldorf (1958)
[…] alles, was ich seit 1925 getan habe, war richtig und ich werde es nie anders machen.
Lili Schultz in ihrer Fluchtbegründung für westdeutsche Behörden, 1958
Vor ihrer Flucht aus der DDR hatte die Emailkünstlerin und Kunstprofessorin Lili Schultz eine neue Anstellung in Westdeutschland gesucht. An der Werkkunstschule in Düsseldorf war sie fündig geworden. Dort baute sie eine Klasse für Emailkunst neu auf. Im Juni 1958 skizzierte sie auf einem Blatt Papier die Inhalte und Ziele ihrer dortigen Lehrtätigkeit.
Schultz vermittelte ihren Studierenden demnach eine profunde Ausbildung in Gestaltung und handwerklichen Techniken. Gerade letztere waren in der Emailkunst vielfältig. Schultz legte großen Wert auf die Beherrschung sämtlicher Herstellungsverfahren. Grundkenntnisse in Metallverarbeitung sollten die Absolventinnen und Absolventen zudem befähigen, auch Schmuck herstellen zu können. Mit ihrer handschriftlichen Auflistung zeichnete Schultz ein nüchternes Bild von sich als Dozentin. Hinzu trat hier nicht Erwähntes. Der Kunsthistoriker Heinrich Ragaller, selbst Schüler Schultz‘, charakterisierte die Werkstattatmosphäre bei ihr einmal als „musische Erhöhung des Alltäglichen.“ (Ragaller, Die Emailkünstlerin Lili Schultz, 1991) Neben der reinen Werktätigkeit gehörten auch Lesungen, Festlichkeiten und Exkursionen mit zum Unterricht.
Als ihr die DDR-Regierung Vorschriften machte, wie sie ihren Unterricht in Halle politisch instrumentalisieren sollte, setzte sich Schultz 1958 in den Westen ab. Schweren Herzens ließ die berufene Lehrerin ihre Schülerschaft ohne vorherigen Abschiedsgruß zurück. Der Lehrplan aus ihrer Anfangszeit in Düsseldorf dokumentiert ihr Streben nach Kontinuität an neuer Stätte.