Josef Scharl: Brief an Heinrich (oder Ulrich) Lechleitner (2. März 1939)

Brief: Josef Scharl an Heinrich (oder Ulrich) Lechleitner
Brief von Josef Scharl an Heinrich (oder Ulrich) Lechleitner, Amityville, 2. März 1939
Nürnberg, GNM, DKA, NL Scharl, Josef, II, C-2

Josef Scharl: Brief an Heinrich (oder Ulrich) Lechleitner (2. März 1939)

Mir selbst geht es gut und arbeiten kann ich ungehindert und deshalb bin ich voller Freude.

Josef Scharl an Heinrich (oder Ulrich) Lechleitner über seine erste Zeit im US-amerikanischen Exil, 2. März 1939 


Ein Vierteljahr nach seiner Emigration in die USA meldete sich der Maler Josef Scharl bei einem Freund in München. Der Tenor des brieflichen Lebenszeichens ist fröhlich und optimistisch. Nach Jahren der Bedrängnis durch die Nationalsozialisten schien nun im Exil alles bereit für eine erfüllte Schaffensperiode. Scharl pries, endlich wieder ohne Bedrängnis und Furcht malen zu können. Deshalb habe er den Kopf „so voll Arbeit“, dass er nicht früher schreiben konnte.

Scharl gab an, dass ihm das Land und die Mitbürger seiner neuen Heimat sehr behagten. Auch im Erlernen der englischen Sprache mache er schnelle Fortschritte und habe bereits viele nette und interessante Menschen kennengelernt. Tatsächlich war der Maler in seinem Exil von Anfang an nicht auf sich alleine gestellt. Zum einen hatte ihn mit Wolfgang Sauerländer ein enger Münchner Freund in die Emigration begleitet. Außerdem erwartete ihn seine Schwester, die schon in den USA lebte. Familie Mayer in Amityville, die der Maler im Briefkopf als seinen Aufenthaltsort nannte, kannte er ebenfalls aus Deutschland. In diesem privaten Netzwerk ging Scharl sein Kunstschaffen agil neu an.

Vor dem Hintergrund, dass Josefs Scharls weitere Exiljahre nicht durchgehend künstlerisch erfolgreich waren und ihn gesundheitliche Probleme beeinträchtigten, ist sein Brief eine wertvolle Momentaufnahme seiner hoffnungsvollen Anfangszeit in der Emigration.

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