Sasha Marianna Salzmann: Meteoriten, Theaterstück (2015)
Sasha Marianna Salzmann: Meteoriten, Theaterstück (2015)
Unsere gute Freundin Europa war vorher vor allem eine Reisende gewesen. Eine Königstochter, die, in einer Sänfte getragen, durch ganz Asien zog. Und sie war eine Sammlerin. Sie ließ sich von Sklaven in ihre Sänfte alles bringen, was ihr auf ihren Reisen begegnete.
Sasha Marianna Salzmann, Meteoriten, 2015
Sasha Marianna Salzmanns Theaterstück Meteoriten, das am 15. April 2016 am Berliner Maxim Gorki Theater uraufgeführt wurde, beginnt und endet mit griechischer und römischer Mythologie, der Ursprungserzählung Europas. Ovids Metamorphosen rahmen das Geschehen, das somit im Zeichen der Verwandlung und des Übergangs steht, ein. Die fünf queeren Hauptcharaktere sind auf unterschiedlichsten Wegen in Berlin gelandet. Sie sind jüdisch, muslimisch, transsexuell, homosexuell, russisch, türkisch, mit weißer und schwarzer Hautfarbe. Meteoriten fragt danach, was solche Zuschreibungen über die eigene Identität und über das Bild, das andere sich von den Protagonistinnen und Protagonisten machen, aussagen. Was heißt normal sein? Anders sein? Und teilen nicht letztlich alle denselben Wunsch nach einem glücklichen, erfüllten Leben?
In Meteoriten wird die Suche nach dem Ich in der utopischen Vorstellung ausgedrückt, als Wahlfamilie ein Kind großzuziehen. Während andere vom Weltmeistertitel beim WM-Finale 2016 träumen, sehnen sich die Hauptfiguren nach einem Zuhause, in dem Herkunft, Religionszugehörigkeit, Nationalität und sexuelle Orientierung nicht der Norm entsprechen müssen, um akzeptiert zu werden. Sie sehnen sich nach einer Gesellschaft, in der, wie in Ovids Metamorphosen, alles im Fluss ist.