Joseph Roth: Das Haus des Herrn Kristianpoller, Manuskript (vermutlich 1934)

Manuskript: Joseph Roth
Joseph Roth, Das Haus des Herrn Kristianpoller, handschriftliches Manuskript (vermutlich 1934)
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB autograph 301

Joseph Roth: Das Haus des Herrn Kristianpoller, Manuskript (vermutlich 1934)

Unveröffentlichte Vorarbeit zu Tarabas (1934)

Ich möchte Ihnen gerne die Geschichte dieses Hauses erzählen, ohne viel Umstände zu machen, aber ich fürchte, dass Sie der Geschichte nicht gewachsen sind, solange sie das Milieu nicht kennen, in dem sie sich zugetragen hat.

Joseph Roth: Das Haus des Herrn Kristianpoller, vermutlich 1934


Mit einem Satz zieht Joseph Roth seine Leser mitten in das ostgalizische Umfeld seines Protagonisten Joel Kristianpoller, einem wohlhabenden Juden aus Brody, dem Schauplatz der Handlung und Roths Geburtsort mit langer jüdischer Tradition. Die hier erzählte Begebenheit nimmt im Roman Tarabas eine Schlüsselfunktion ein. Der Roman erschien zunächst als Vorabdruck in verschiedenen Zeitschriften und 1934 im Amsterdamer Querido Verlag.

Der Name Kristianpoller hätte zwischen Roth und seinem Kollegen und Freund Soma Morgenstern beinahe zu einem Zerwürfnis geführt. Morgenstern, der ebenfalls aus dem ländlichen Ostgalizien kam, hatte in seinem Debütroman Der Sohn des verlorenen Sohnes (1935) eine Figur mit ganz ähnlichem Namen, einen Jankel Christjampoler, auftreten lassen. Tatsächlich war dieser seltene Name sowohl in Roths als auch in Morgensterns Umfeld vorhanden und hatte vermutlich beide unabhängig voneinander inspiriert.

Roth schrieb nahezu alle Texte per Hand, zunächst in kleine Notizhefte, aus denen er bei Bedarf später eine Reinschrift anfertigte oder ein Typoskript erstellen ließ. Seine Schrift war so akkurat, dass eine handschriftliche Zeile exakt einer Druckzeile entsprach. Roth hatte sich diese Arbeitsweise vermutlich mit seinen journalistischen Arbeiten angewöhnt. Da das Honorar von Journalisten in der Regel nach Zeilen berechnet wurde, hatte er auf diese Weise den Umfang stets im Blick.

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