Joseph Roth: Beichte eines Mörders. Erzählt in einer Nacht, Manuskript (1936)
Joseph Roth: Beichte eines Mörders. Erzählt in einer Nacht, Manuskript (1936)
Ich glaube, daß mein Roman sehr schwach ist, ich habe ihn zu schnell geschrieben. [...] Und selbst wenn, wenn er gut wäre, was hätte ich schon davon?
Joseph Roth an Stefan Zweig, Amsterdam, 4. Mai 1936
Joseph Roth hatte seit 1935 an dem Roman Beichte eines Mörders gearbeitet. Das erste Kapitel erschien unter dem Titel Der Stammgast zunächst als Vorabdruck in Das neue Tagebuch und schließlich 1936 im Amsterdamer Verlag Allert de Lange. Die Entstehung des Romans fällt in eine Krisenzeit in Roths Leben, der Grundton seines zweiten Exilromans ist düster. Ein Mann glaubt seine Geliebte und seinen Halbbruder im Affekt ermordet zu haben, bis sich letztlich herausstellt, dass die beiden leben und er kein Mörder ist. In Gesprächen zwischen dem Protagonisten, dem Russen Semjon Semjonowitsch Golubtschik, und anderen Romanfiguren entwickelt Roth dichte Alltagsbeschreibungen.
Ab Seite 85 wechselt das maschinenschriftliche Typoskript in ein handschriftliches Manuskript. Roth schrieb seine Texte fast ausnahmslos per Hand und häufig in Gesellschaft, etwa im Pariser Café Le Tournon. Die von Roth eng beschriebenen Manuskriptseiten zeigen seine akribische Produktionsweise.
Stefan Zweig urteilt in einem Brief an den Freund am 2. Juni 1936: „Ihr Roman ist ausgezeichnet und zwar gerade darum, weil er nicht über sein Maß hinaus gedehnt ist. […] Großen Glückwunsch.“