Im September 1939 wurde die Schauspielerin Steffie Spira in Paris verhaftet, in das Gefängnis La Petite Roquette und später in das südfranzösische Internierungslager Rieucros par Mende gebracht. Zusammen mit ungefähr einhundert anderen deutschen Verfolgten des Nationalsozialismus und Frauen anderer Nationen verbrachte sie hier über ein Jahr.

Das Lager Rieucros wurde im Februar 1939 in einem Tal nahe der Stadt Mende, Departement Lozere, errichtet. Die französische Regierung hatte beschlossen, unerwünschte Ausländer, zunächst die Flüchtlinge aus den Internationalen Brigaden des Spanischen Bürgerkriegs, zu versammeln und festzuhalten. Die Männer wurden im Herbst 1939 nach Le Vernet verlegt. Nach Rieucros kamen jetzt nur noch Frauen. Verglichen mit dem engen Gefängnis La Roquette war Rieucros freiräumiger. Die Schauspielerin organisierte im Lager Liederabende und Theatervorstellungen. Für alle aber war der Lageraufenthalt bedrückend und von großen Ungewissheiten begleitet. Man wurde erst entlassen, wenn eine Ausreise aus Frankreich sicher war. Spira machte sich große Sorgen um den Verbleib ihres 6-jährigen Sohnes, den eine Freundin in einem Heim für „verlorengegangene Kinder“ ausfindig machte. Nach großen Anstrengungen gelang es ihr, ihn zu sich zu holen. Der ungarische Fotograf János Reismann fotografierte 1940 vier Frauen in Rieucros, darunter die lachende Steffie Spira. Es war eine gestellte Aufnahme. Steffie Spira hielt die gerade eingeführte Nummernmarke (52) in der Hand.