Handschriftliche Notizen von Max Reinhardt zu A Midsummer Night’s Dream (1935)
Sehr geehrter Herr Professor!
Der Film in seiner Länge, wie Sie ihn bei den Premieren gesehen haben, war 11.900 Fuß. Nach den Schnitten ist er jetzt 10.400 Fuß, und ich glaube, dass wir mit den Schnitten einen Film haben, der populär größeren Anklang finden wird, da jetzt Stellen, die vom Publikum als ermüdende Längen empfunden wurden, gänzlich fortfallen.
Henry Blanke, Brief an Max Reinhardt, 1935
Max Reinhardts Inszenierung von Shakespeares Sommernachtstraum 1934 in der berühmten, 18.000 Menschen fassenden „Hollywood Bowl“, war ein Riesenerfolg. Die Idee, aus dem Bühnenwerk einen Film zu machen, kam von William (Wilhelm) Dieterle, Schüler Max Reinhardts und zu dieser Zeit als Regisseur bei Warner Bros. unter Vertrag. Es wurde verabredet, dass er als erfahrener Filmemacher seinem Lehrer bei der Arbeit unter die Arme greifen würde. Reinhardt sollte mit den Darstellern in den unter seiner Anleitung entstandenen Kulissen proben, Dieterle anschließend das Ganze filmen. Diese handschriftlichen Notizen Reinhardts aus Dieterles Nachlass zeigen erkennbar Spuren ihrer Arbeitsteilung: Der Theatermann regte während des Drehs neue Szenen oder Wiederholungen an, Dieterle reagierte und hakt das Realisierte ab.
Doch was dem amerikanischen Publikum auf der Bühne gefallen hatte, floppte an den Kinokassen. Trotz einer groß angelegten Werbekampagne, hervorragender Schauspieler und der Musik des Komponisten Erich Wolfgang Korngold, spielte der Film nicht einmal seine Herstellungskosten ein. Der Filmkritiker Siegfried Kracauer sprach gar von einem „künstlerischen Fehlschlag“. In Wien dagegen, wo A Midsummer Night’s Dream 1935 ebenfalls gezeigt wurde, schrieb der Schriftsteller Franz Werfel eine begeisterte Kritik: „Was die Fülle einer unbegreiflichen Bilderwelt anbetrifft, hat Max Reinhart diesmal das Theater und sich selbst übertroffen.“ Trotz internationalen Erfolgen blieb der gebürtige Österreicher eindeutig ein Mann des europäischen Theaters.
Weiterführende Literatur:
Klapdor, Heike: Ein Exil soll das Land sein. In: Jacobsen, Wolfgang / Prinzler, Hans Helmut / Sudendorf, Werner (Hg.): Filmmuseum Berlin. Berlin: Nikolai 2000, S. 221-262
Franz Werfel: Shakespeare und der Film. In: Neues Wiener Journal, 3. November 1935, hier zit. nach: Asper, Helmut G.: „Etwas Besseres als den Tod…“ Filmexil in Hollywood. Porträts, Filme, Dokumente. Marburg: Schüren-Verlag 2002, S. 357.