US-Einbürgerungsurkunde für Max Reinhardt (1940)
US-Einbürgerungsurkunde für Max Reinhardt (1940)
Sein Wunschziel war es, die kommerzbedingten Mechanismen der Stücke-Produktion zu durchbrechen und dem für seine Begriffe illegitimen Trusttheater eine weitgehend von künstlerischen Anliegen bestimmte stehende Bühne mit festem Ensemble und auf längere Sicht hin geplantem anspruchsvollem Repertoire gegenüberzurücken.
Edda Fuhrich und Gisela Prossnitz über Max Reinhardts Theaterziele in den USA, 1987
Am 29. November 1940 erhielt der deutsche Theaterregisseur Max Reinhardt seine US-amerikanische Einbürgerungsurkunde – pünktlich nach Ablauf der Fünfjahresfrist: Ein entsprechendes Gesuch hatte er 1935 anlässlich der Dreharbeiten zu einer Hollywood-Filmproduktion – der Shakespeare-Adaption A Midsummer Night’s Dream (Ein Sommernachtstraum) – gestellt. Zwei Jahres später war Reinhardt angesichts der sich zuspitzenden außenpolitischen Lage in Europa aus seiner alten Heimat Österreich in die Vereinigten Staaten übersiedelt, auch wenn ihm die Entscheidung zu einer dauerhaften Emigration nach Übersee nicht leicht fiel. An die nationalsozialistische Regierung hatte er nach seiner Flucht 1933 geschrieben: „Der Entschluß, mich endgültig vom Deutschen Theater zu lösen, fällt mir naturgemäß nicht leicht. Ich verliere mit diesem Besitz nicht nur die Frucht einer 37jährigen Tätigkeit, ich verliere vielmehr den Boden, den ich ein Leben lang gebaut habe und in dem ich selbst gewachsen bin. Ich verliere meine Heimat.“
Schon vor 1933 hatten Gastspiele den Regisseur wiederholt nach New York geführt – eine Stadt, in die er nun seinen dauerhaften Wirkungsbereich zu verlegen hoffte. Dennoch ließ er sich aus wirtschaftlichen Beweggründen zunächst in Kalifornien nieder, da er in der Filmindustrie von Hollywood bereits Kontakte besaß. Seine Einbürgerungsurkunde vermerkt als Wohnort Pacific Palisades, wo auch andere deutschsprachige Exilanten wie Thomas Mann oder Lion Feuchtwanger zeitweise lebten. In Los Angeles gründete Max Reinhardt im Juni 1938 eine Schauspielschule, die bis 1942 bestand. Erst danach zog er an die amerikanische Ostküste, wo er kurz nach seinem 70. Geburtstag starb.