Erwin Piscator: Krieg und Frieden – nach dem Roman von Lew N. Tolstoi von Alfred Neumann und Erwin Piscator, Partitur von Boris Blacher (1955)

Partitur von Erwin Piscator (mit Boris Blacher)
Erwin Piscator: Krieg und Frieden, Partitur von Boris Blacher, 1955
Akademie der Künste, Blacher-Archiv Inv. Nr. 1_75_125, S. 1 © Karl-Heinz Piscator, Gerty Blacher

Erwin Piscator: Krieg und Frieden – nach dem Roman von Lew N. Tolstoi von Alfred Neumann und Erwin Piscator, Partitur von Boris Blacher (1955)

Den Wunsch, den historischen Roman Krieg und Frieden von Lew Tolstoi zu inszenieren, hegte der Regisseur Erwin Piscator bereits seit Langem. Als Soldat im Ersten Weltkrieg hatte er sich zum ersten Mal mit der Thematik beschäftigt. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wollte er mit diesem Stück vor Adolf Hitler warnen. Ein erster Versuch, das Stück in Versailles auf die Bühne zu bringen scheiterte, weil der Regisseur keinen Investor für das aufwendige Projekt fand.

Im französischen Exil entwickelte Piscator 1938 eine Bühnenbearbeitung des Romans, die er am Londoner West End und am New Yorker Broadway unterzubringen hoffte. Nach seiner Emigration in die USA, einige Monate vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, zerschlugen sich diese Pläne allerdings. Stattdessen wurde Piscator 1940 zum Direktor der Schauspielschule Dramatic Workshop of the New School of Social Research. Hier bot sich nun 1942 die Gelegenheit, das Stück erstmalig in der Studiobühne seiner Schule aufzuführen, wenn auch in bescheideneren Dimensionen, als es dem Dramaturgen vorschwebte. Wegen des vorangeschrittenen Krieges war Piscators Wille, das Stück auf zu inszenieren umso dringender. Auch eine Inszenierung im Kammerstil war daher wichtig.

1951 verließ der Regisseur die USA und kehrte nach Deutschland zurück. Die Suche nach einer neuen Wirkungsstätte in der Bundesrepublik gestaltete sich allerdings schwierig. Den entscheidenden Durchbruch hatte er mit Krieg und Frieden. 1955 wurde das Stück in einer neuen musikalischen Fassung am Schillertheater in West-Berlin aufgeführt und vom Publikum bejubelt. Die Bühnenfassung wurde in mehrere Sprachen übersetzt und in 16 Ländern auf der Bühne gezeigt.

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