Interview mit dem Schriftsteller Gerhard Ortinau (2013)
Interview mit dem Schriftsteller Gerhard Ortinau (2013)
[...] Die Deutschen nach dem Krieg wollen ja selber keine Deutschen mehr sein. Aber wenn jemand von Außen kommt und ein Deutscher sein will, dann gestatten sie ihm das nicht.
Gerhard Ortinau im Interview am 1. August 2013
In diesem Interview, das Gerhard Ortinau am 1. August 2013 in Berlin gab, geht der rumänisch-deutsche Schriftsteller zunächst auf die Geschichte des literarischen Kollektivs Aktionsgruppe Banat ein. Ortinau war Gründungsmitglied der 1972 entstandenen politischen Gruppe von Schülern und Studenten, die Texte in deutscher Sprache schrieben. Er führt aus, welche besondere Position die von der 1968er-Bewegung beeinflusste, linke Gruppierung in der tendenziell politisch rechts stehenden Opposition der Sozialistischen Republik Rumänien einnahm.
Nachdem Ortinau mehrere Jahre lang Anträge auf Ausreise gestellt hatte, wurde 1980 der Antrag genehmigt. In Deutschland angekommen, musste er sich als Schriftsteller neu positionieren. Zwar sprach er den deutschen Dialekt, der in der rumänischen Region Banat von einer Minderheit gesprochen wurde, und hatte umfangreich deutschsprachige Literatur rezipiert. Dennoch spürte er den Unterschied zu der in Deutschland veröffentlichten Literatur. Ortinau empfand die Ankunft in Deutschland auch kulturell als schwierig, weil seiner Meinung nach das Deutschland der Nachkriegszeit noch um seine Identität rang.