Brief des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an Alfred Neumeyer, Abschrift (24. Juli 1935)

Brief: Reichsministerium an Alfred Neumeyer
Beglaubigte Abschrift des Briefes des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an Alfred Neumeyer, Berlin, 24. Juli 1935
Nürnberg, GNM, DKA, NL Neumeyer, Alfred, I, B-5

Brief des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung an Alfred Neumeyer, Abschrift (24. Juli 1935)

Für zwei lange, ängstigende Monate blieb der Bescheid aus.

Alfred Neumeyer über seinen Urlaubsantrag zum Gang ins Exil in seiner Autobiographie Lichter und Schatten, 1967


Am 24. Juli 1935 wurde dem Privatdozenten Alfred Neumeyer vom Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ein Urlaub bewilligt. Für Neumeyer verbarg sich hinter dem Gesuch jedoch nicht die Aussicht auf eine schöne Erholungsreise. Der Urlaubsantrag war das Tor, um Berlin verlassen und als Dozent am Mills College in Kalifornien ein neues Leben beginnen zu können.

Zwei Monate blieb eine Antwort auf Neumeyers Urlaubsgesuch aus. Schließlich fiel die Antwort positiv aus. Ohne ein Wort des Bedauerns und ohne gute Wünsche wurde bekundet, dass dem Ansinnen stattgegeben sei – nicht ohne zu betonen, dass deutsche Dienstbezüge fortan ruhten.

Neumeyers Antrag ist Ausdruck des immer stärkeren Drucks, dem er sich als jüdische Schriftsteller und Wissenschaftler nach 1933 in Deutschland ausgesetzt sah. Dieser bewog ihn letztlich zur Auswanderung. Nachdem sich ihm innerhalb Europas keine Türen auftaten, entschieden sich Neumeyer und seine Frau für Kalifornien. Der neue Wirkungsort war ein deutlicher Bruch mit der Vergangenheit.

Erst aus dem sicheren Amerika unterrichtete Neumeyer die Berliner Universität von seinem Entschluss, seine Tätigkeit dort niederzulegen und nicht mehr zurückzukehren. Wie eine Fotokopie in Neumeyers Nachlass belegt, entwarf er Ende 1935 auf dem Briefbogen eines Detroiter Hotels sein Kündigungsschreiben für Berlin. Aus dem stattgegebenen „Urlaub“ wurde somit ein neuer Lebensabschnitt für ihn und seine Familie.  

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