Brief: Alfred Neumeyer an die US-amerikanische Einbürgerungsbehörde, Durchschlag (19. Juni 1940)

Brief: Alfred Neumeyer an US-amerikanische Einbürgerungsbehörde
Durchschlag des Briefes von Alfred Neumeyer an die US-amerikanische Einbürgerungsbehörde, Mills College, 19. Juni 1940
Nürnberg, GNM, DKA, NL Neumeyer, Alfred, I, B-5, © Prof. Dr. Peter F. Neumeyer

Brief: Alfred Neumeyer an die US-amerikanische Einbürgerungsbehörde, Durchschlag (19. Juni 1940)

The reason for my wish is that I would like to express clearly by word and action that I am anxious to defend this country in times of danger and that I desire to be thus recognized as a citizen of this country.

Alfred Neumeyer über seinen Einbürgerungsantrag gegenüber den US-amerikanischen Behörden, 19. Juni 1940


Im sechsten Jahr seines Exils trieb Alfred Neumeyer seinen Antrag auf Einbürgerung in die Vereinigten Staaten von Amerika voran. Eine Zeitungsmeldung im San Francisco Chronicle hatte ihn darin bestärkt, militärisch dienen zu wollen. Da dies aber nur amerikanischen Staatsbürgern offen stand, bat Neumeyer die Einbürgerungsbehörde im Juni 1940 um Beschleunigung seines Verfahrens.

„Good luck in this country“. Diese ersten an ihn gerichteten Worte auf amerikanischem Boden, ausgesprochen von einem Beamten bei der Einreise in die USA, trieben Alfred Neumeyer nach eigenem Bekunden im Exil seit 1935 vorwärts. Tatsächlich erwies sich sein neuer, erzwungener Lebensabschnitt als glückbringend. Am Mills College in Kalifornien konnte er wieder ungehindert Kunstgeschichte unterrichten. Als Schriftsteller konnte er auf amerikanischem Territorium wieder uneingeschränkt schreiben. Die freiheitliche Grundordnung der USA beeindruckte Neumeyer derart, dass er ihr Staatsbürger werden wollte. In einer Festrede 1943 bekundete er, wie gut überlegt ein solcher Schritt sein sollte. Man wechsle sein Land nicht wie ein Hemd, so sein Beispiel. Amerikas Demokratie aber verdiene jede Unterstützung, sagte Neumeyer damals. Die Zuhörer, zu denen er sprach, waren neue amerikanische Staatsbürger am Tage ihrer Einbürgerung.

Zwischen Neumeyers Schreiben vom Juni 1940 und seiner Rede 1943 hatte sich die Einbürgerung für ihn verwirklicht. Auch sein im Brief vorgebrachter Wunsch, sich für sein neues Heimatland engagieren zu wollen, erfüllte sich bald: Neumeyer diente als Freiwilliger in der Bürgerwehr von Oakland.

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