Massi Mrowat: Stein der Geduld (Spielfilm)
Massi Mrowat: Stein der Geduld (Spielfilm)
Ein Talib, mehr Junge als Mann, der eines Tages in ihrem Haus steht, hinter zerbombten Mauern und Plastikplanen, und sie für eine Prostituierte hält. Er sucht Trost, sie verweigert sich ihm, aber ihr Nein ist wertlos. Der Junge vergewaltigt sie und sackt danach hilflos über ihr zusammen.
Mareike Nieberding in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über Massi Mrowats Rolle in Stein der Geduld
Ein Stein, der zuhört, ein Stein, der nicht antworten kann, der alles, was ihm erzählt wird, über sich ergehen lassen muss und der letztlich – trotz seiner Passivität – über eine erlösende Kraft verfügt. Von diesem "Stein der Geduld" berichtet eine afghanische Legende. Im gleichnamigen Film erzählt die Tante der jungen Protagonistin (gespielt von Golshifteh Farahani) von diesem Stein: "Wenn du diesen Stein irgendwann findest, erzähl ihm von deinen Sorgen, von deinen Geheimnissen. Der Stein wird dir zuhören. All die Dinge, die du nie wagst auszusprechen, erzähl' sie ihm. Du erzählst und erzählst. […] Irgendwann wird dieser Stein entzwei gehen. Er zerfällt in tausend Stücke. Und ab diesem Tag wirst du frei sein und von all deinen Schmerzen erlöst."
Und so erzählt die junge Frau ihrem im Koma liegenden Ehemann, ihrem "Stein der Geduld" – und befreit sich durch ihren Monolog (zumindest in Worten) von dem Leid, das ihre Ehe für sie bedeutet. Dabei erlangt sie zunehmend ihr Selbstbewusstsein zurück, berichtet immer offener von ihren Sehnsüchten, Wünschen und ihrem körperlichen Begehren. Zugleich wird sie durch die Begegnung mit einem jungen Taliban (gespielt von Massi Mrowat) mit der Gewaltsamkeit der afghanischen Realität konfrontiert.
Dem Film liegt der gleichnamige Roman von Atiq Rahimi zugrunde. Für den Roman (im französischen Original unter dem Titel Syngué Sabour. Pierre de patience erschienen) erhielt Rahimi 2008 den Prix Goncourt. In Afghanistan wurde der Film – nicht zuletzt wegen seiner freizügigen Darstellung – verboten.