Soma Morgensterns Passierschein für die Ausreise aus Frankreich
Soma Morgensterns Passierschein für die Ausreise aus Frankreich
[…] und was war das ständige Thema in Marseille?: Visa. Spanisches Visum. Portugiesisches Visum. Ausreisevisum. Jeder von uns hatte schon das und jenes, und zwar mehrmals, gehabt. Aber eins überlebte das andere, alles in Erwartung eines französischen Ausreisevisums, das nicht kam.
Soma Morgenstern am 8. Januar 1973 an Gershom Scholem
Nachdem der Schriftsteller Soma Morgenstern am 21. Juni 1940 aus dem Internierungslager Audierne in der Bretagne hatte fliehen können, gelang es ihm, sich ins unbesetzte Südfrankreich durchzuschlagen. Ende Juli erreichte er Marseille. Dort versuchte er, wie tausende andere Emigranten, die nötigen Papiere für die Flucht aus Europa zu erhalten, ständig bedroht durch Polizeirazzien und Verhaftungen. Im Oktober 1940 erhielt Morgenstern mit Hilfe des Centre Américain de Secours, der französischen Zweigstelle des Emergency Rescue Committee, ein Notvisum („Emergency Visa“) für die USA. Mehrmals musste er jedoch eine schon gebuchte Schiffspassage verfallen lassen, weil ihm das nötige französische Ausreisevisum verwehrt blieb. Ohne dieses Dokument war es den Flüchtlingen nicht möglich, Frankreich zu verlassen.
Am 13. Februar 1941 erhielt Morgenstern schließlich seinen „Sauf-conduit“. Das Dokument diente als Passierschein bei seiner Ausreise aus Frankreich. Er enthält sein Ausreisevisum aus Frankreich, ausgestellt am 13. Februar 1941, und sein Transitvisum durch Algerien und Marokko, ausgestellt am 13. Februar 1941. Die Stempel dokumentieren Morgensterns Fluchtweg nach Lissabon: Am 15. Februar bestieg Soma Morgenstern ein Schiff nach Oran (Algerien), wo er zwei Tage später eintraf und von wo er mit dem Zug nach Casablanca (Marokko) weiterfuhr. Dort traf er am 18. Februar 1941 ein. Er verließ Casablanca mit dem Schiff in Richtung Lissabon am 26. März 1941. Von dort fuhr Soma Morgenstern am 1. April auf der SS Guiné nach New York.