Brief von László Moholy-Nagy an Paul Citroen, (1937)
Brief von László Moholy-Nagy an Paul Citroen, (1937)
I very often think how wonderful it would be if we could create here a community, not only for Bauhaus teachers, but for all the Bauhaus friends who are working creatively on their own results.
László Moholy-Nagy in seinem Brief an Paul Citroen vom 20. November 1937
László Moholy-Nagy wurde 1937 von der Association of Arts and Industries zum Direktor des New Bauhaus ernannt. Den Kontakt vermittelte Walter Gropius, der für diese Stelle vorgesehen war, sie aber nicht annehmen konnte, weil er sich bereits nach Harvard verpflichtet hatte. Moholy-Nagy zog mit seiner Frau Sibyl Moholy-Nagy und den beiden Töchtern im Herbst 1937 von London nach Chicago. Mit den befreundeten Künstlern Hin Bredendieck und Gyorgy Kepes setzte Moholy-Nagy zwei weitere Exilanten als Dozenten ein. Hin Bredendieck hatte am Bauhaus in Dessau studiert und im Berliner Atelier von László Moholy-Nagy gearbeitet, bevor er 1937 in die USA emigrierte. Den Ungarn Gyorgy Kepes kannte Moholy-Nagy aus seiner Berliner Zeit. In London hatte er in Moholy-Nagys Werkstatt mitgearbeitet. Nach einem vielversprechenden Start mit 18 Studenten bei Lehrbeginn im Oktober, stieg die Zahl der Studenten in den ersten Wochen auf 35. Weitere 20 Studenten begannen im Februar 1938 mit dem Studium am New Bauhaus. Entsprechend optimistisch zeigt sich László Moholy-Nagy in dem Brief an Paul Citroen und wünscht sich eine Gemeinschaft von Bauhaus-Freunden für den Erfahrungsaustausch.
Neben vielen jungen Menschen interessierten sich auch Ältere für das Studium. Unter ihnen waren einige Künstler, die das New Bauhaus als „community of free artists“ interpretierten und die gesamte Lehre in Frage stellten. Praktische Arbeit wurde als Zumutung angesehen und Plakatentwürfe waren unter ihrer Würde. Sie blieben nicht nur vom Unterricht fern, sondern protestierten gemeinschaftlich gegen das Lehrprogramm.